Weißtanne für den Wald von morgen
Weißtannensaat in den Wäldern der Niedersächsischen Landesforsten
(Harsefeld / Bad Bederkesa) Seit Anfang Februar, ist ein 9- Tonnen-Bagger in den Wäldern des zu den Niedersächsischen Landesforsten gehörenden Forstamtes Harsefeld im Einsatz. Sein Auftrag ist es, Weißtannen-Saatgut in die Waldböden einzubringen. In diesem Frühjahr wird auf einer Waldfläche von 14,5 Hektar durch das Saatverfahren eine zusätzliche Baumart etabliert. Zurzeit arbeitet der Bagger in den Waldflächen der Revierförsterei Holzurburg, im Großenhainer Holz.
Die bearbeitete Fläche wirkt bei flüchtigem Hinsehen, als ob Wildschweine den Waldboden umgegraben hätten. Stattdessen aber steckt System dahinter. Tobias Loewer, Leiter der Revierförsterei Holzurburg, erklärt: „Ein sogenanntes Scheibenräumgerät hat die Furchen in den Oberboden gezogen. Dieses Gerät ist vorne am Ausleger des Baggers montiert. Das Aggregat schiebt in einem Arbeitsgang Nadelstreu, Äste und Moos am Waldboden beiseite und sät zeitgleich die Saat der Weißtannen in den freigelegten Mineralboden aus. Auf diese Weise werden pro Hektar bearbeiteter Waldfläche etwa 10 Kilogramm Saatgut verteilt, genug damit daraus etwa 20.000 bis 30.000 Weißtannen pro Hektar entstehen können. Die Vorteile dieses Verfahrens sind, dass wir damit sehr bestandes- und bodenschonend arbeiten können. Außerdem ist es relativ kostengünstig, auch weil wir die Waldflächen nicht vorbereiten müssen, wie bei einer Pflanzung“.
Die bearbeiteten Waldflächen sind fast ausschließlich geschlossene Fichtenbestände in denen noch keine oder kaum natürliche Verjüngung eingesetzt hat. Die Bäume stehen also noch sehr eng und beschatten den Boden stark, sodass sich von allein keine jungen Bäume ansamen. Das sind ideale Ausgangsbedingungen für das Keimen der jungen Tannen. So wird die neue Waldgeneration bereits früh angelegt, während der vorhandene Waldbestand in weiter bis zur Erntereife wachsen kann. Zwischen den gesäten Weißtannen werden sich im Laufe der Zeit mit zunehmendem Licht andere in der Nähe stehende heimische Baumarten auf natürlichem Wege aussähen und so die Mischwaldgeneration der Zukunft bilden.
Die Weißtanne gilt vielerorts als Königin der Nadelhölzer. Sie ist eine in Deutschland heimische Nadelbaumart. Allerdings ist sie in den Wäldern der Norddeutschen Tiefebene eher selten vertreten. Dabei ist sie die ideale Baumart für Mischwälder und mehrstufig aufgebaute Wälder: Durch das tiefgreifende Wurzelsystem ist sie relativ sturmsicher, darüber hinaus werden von ihr einerseits schwere und vernässte Waldböden aufgeschlossen, anderseits verbessert sie die Wasserspeicherung der Böden; somit ist sie ein echter ökologischer Stabilisator der Wälder. Zahlreiche Tierarten finden in, an und um sie herum ihren Lebensraum. Als schattenertragende Baumart mischt sie sich gut mit anderen Baumarten wie Buche, Bergahorn oder Douglasie und bildet schöne, stabile Mischbestände.
„Einer der im Norden eher selten anzutreffenden alten Weißtannenbestände der Landesforsten steht in der von mir betreuten Försterei Holzurburg. Dieses Waldbild habe ich im Kopf. In den nächsten Jahrzehnten werden ich und auch die mir nachfolgenden Förstergenerationen daran arbeiten müssen, die heute angelegten Weißtannen-Saatflächen, hin zu klimastabilen, reichstrukturierten Mischwäldern zu entwickeln. Im Frühjahr werde ich erst einmal prüfen, wie viele Samenkörner gekeimt haben. Aber ich bin da sehr zuversichtlich, der zurzeit feuchte Boden bietet dem Saatgut optimale Startchancen“ freut sich Tobis Loewer.
Das Saatverfahren wurde von Robert Schmidt, einem Forstunternehmer aus Sachsen, entwickelt. Es wird mittlerweile bundesweit erfolgreich und ergänzend zu Pflanzungen eingesetzt. Besonders in Waldgebieten, die stark vom Borkenkäfer betroffen sind, bietet das Verfahren eine schnelle und effiziente Ergänzung zu den Pflanzungen im Rahmen der Wiederbewaldung.
Beitragsbild: Scheibenräumgerät mit dem in einem Arbeitsgang die Humusauflage beiseite geräumt wird und pro laufenden Meter 30 bis 50 Saatkörner in den Waldboden gelegt werden. Ein 9-Tonnenbagger mit Kranausleger ist in diesem Fall das Trägerfahrzeug für das Scheibenräumgerät (Fotos: Sierk / Niedersächsische Landesforsten)
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