Samtpfoten hinterlassen heimliche Spuren

 In Forstamt Nienburg, Regionale Presseregion West

Wildkatzenmonitoring im Forstamt Nienburg

(Bruchhausen-Vilsen/Nienburg) Im Süden des Forstamtes Nienburg der Niedersächsischen Landesforsten, zum Beispiel im Grinderwald oder in der Krähe, ist die Wildkatze schon längst wieder da. Aber hat sie auch schon die nördlichen Wälder erreicht? Christer Bochow, Forst-Anwärter in der Försterei Bruchhausen-Vilsen, geht im Rahmen eines Wildkatzenprojektes regelmäßig auf Spurensuche.

In der Paarungszeit viel unterwegs

Jetzt ist die Wahrscheinlichkeit relativ groß, die scheuen Wildkatzen anzutreffen. Von Ende Januar bis in den April hinein ist Paarungszeit. „In der sogenannten ‚Ranzzeit‘ bewegen sich die Wildkatzen besonders viel, weil sie auf Partnersuche sind. So ist die Chance, dass ein Tier an unseren Monitoringpunkten vorbeikommt recht hoch“, erklärt Christer Bochow.

Haariger Nachweis

In Bochows Untersuchungsraum sind weit verstreut fünf Holzpflöcke im Gelände aufgestellt. Ausgewählt hat er Orte, die für die Wildkatzen besonders interessant sind. Sei es, weil dort gute Deckung zu finden ist, ein vielversprechendes Nahrungsangebot oder ein Wildwechsel. „Die Pflöcke werden mit Baldriantinktur bespritzt. Der Duft des Baldrians lockt Katzen an, die auf Partnersuche sind. Die Tiere reiben sich an den Pflöcken und an der aufgerauten Oberfläche bleiben Haare hängen“, erläutert der junge Forst-Anwärter. Einmal in der Woche untersucht er die Pflöcke nach Spuren.

Wildkatze sucht neue Lebensräume

Die Wildkatze hat in Niedersachsen ihren Verbreitungsschwerpunkt im Süden. Dort gibt es mittlerweile jedoch so viele, dass die Raubtiere nach Norden auswandern. „Diese Wanderungen können wir unterstützen, indem wir geeignete Lebensräume der Wildkatzen miteinander verbinden“, sagt Kerstin Geier, Försterin für Waldnaturschutz im Forstamt Nienburg. Damit meint Geier sogenannte Verbundbiotope: Wanderkorridore mit Grünbrücken oder Tunneln zur Querung großer Straßen und linienhafte Gehölzstrukturen in der offenen Landschaft. „Verbundbiotope helfen außerdem, dass einzelne Wildkatzenpopulationen miteinander Kontakt aufnehmen können, wie zum Beispiel in der Paarungszeit“, beschreibt Kerstin Geier weiter.

Projekt bereits seit 2017

Das Wildkatzenprojekt besteht bereits seit 2017 und wird in Niedersachsen in Kooperation vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und dem Niedersächsischen Landesamt für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz (NLWKN) betreut. Zusammen mit den Flächeneigentümern und ehrenamtlichen Helfern können die Akteure das Monitoring auf großem Gebiet durchführen. Neben Christer Bochow sind im Forstamt Nienburg Ehrenamtliche des BUND, Kreisgruppe Nienburg, in den Revierförstereien Uchte und Weberkuhle unterwegs.

Tatsächlich hat Bochow Glück an diesem Tag. Er findet zu ersten Mal an einem Probepflock ein Haar. Allerdings kann nun nur das Labor anhand einer genetischen Analyse bestimmen, ob es sich wirklich um ein Wildkatzenhaar handelt. „Es wäre ein schöner Lohn für die Zeit, die man investiert, wenn wir jetzt die Wildkatze hier nachweisen könnten“, resümiert Christer Bochow.

 

Hintergrund

Wildkatzen gehören zur Ordnung der Raubtiere und leben in großen, reich strukturierten Laub- und Mischwäldern sowie in kleineren Waldgebieten, die durch Hecken und andere linienförmige Gehölze miteinander verbunden sind. Wichtige Landschaftselemente sind außerdem ein hoher Waldsaumanteil, Waldwiesen, Sukzessionsflächen, Alt- und Totholz mit ungestörten Ruhezonen sowie im Optimalfall Gewässer.

Die weibliche Katze und der männliche Kuder sind Einzelgänger und in der Regel dämmerungsaktive Tiere. Sie sind sehr heimlich und suchen sich Verstecke in Brombeergebüschen, liegenden Baumkronen, Wurzeltellern, Baumhöhlen und Fuchs- und Dachsbauten. Die Paarungszeit (Ranz) dauert etwa von Januar bis März. Die Katzen bringen im Schnitt drei Jungtiere von März bis Juni zur Welt; diese sind ab dem Hochsommer selbstständig. Ihre Nahrung besteht überwiegend aus Mäusen, aber auch aus Amphibien, Vögeln, anderen Kleinsäugern und Aas.

Wildkatzen sind gefährdet durch Verinselung von Teilpopulationen und in der Folge genetische Verarmung. Sie leiden unter der Zerstörung ihrer Lebensräume und Zerschneidung der Landschaft. Oft werden sie Verkehrsopfer, insbesondere an viel befahrenen Straßen. Durch Verwechslung mit Hauskatzen werden sie gelegentlich von Jäger*innen geschossen.

Die Tiere sind geschützt nach europäischem und deutschem Recht (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und Bundesnaturschutzgesetz) sowie nach Bundesjagdgesetz ganzjährig geschont. Wildkatzen stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten.

 

Bilder zum kostenlosen Download finden Sie hier.

Bildnachweise:

Wildkatze auf Wiese – Landesforsten/Ahrenhold

Wildkatze reibt sich an Probepflock – M. Lillig, BUND

Christer Bochow besprüht den Probepflock – Landesforsten/Schmidt

Probepflock – Landesforsten/Schmidt

Christer Bochow untersucht Probepflock – Landesforsten/Schmidt

Recommended Posts
Gespräch - BürgerMBaum - Anlage