Hat die Esche eine Zukunft?

 In Forstamt Neuenburg, Regionale Presseregion West

Bundesweites Projekt zum Eschentriebsterben forscht auch im Forstamt Neuenburg

(Neuenburg/Ostfriesische Halbinsel) 2002 war das Schicksalsjahr für die Eschen in Deutschland. In diesem Jahr hat das Falsche Weiße Eschenstängelbecherchen die ersten Bäume befallen. Schnell hat sich das von diesem Pilz hervorgerufene „Eschentriebsterben“ in nahezu allen deutschen Eschenwäldern ausgebreitet. Oft stirbt der Baum dabei. Förster*innen und Wissenschaftler*innen wollen der Esche helfen zu überleben. Das Forstamt Neuenburg unterstützt die Arbeit.

FraxForFuture

„FraxGen“ heißt ein Verbund des bundesweiten Forschungsprojekts „FraxForFuture“, das vor zwei Jahren ins Leben gerufen wurde. „Frax“ steht dabei für „Fraxinus“, zu Deutsch „Esche“. „Bei „FraxGen“ suchen wir bundesweit nach Eschen, die tolerant oder sogar resistent gegen den Pilz sind. In ganz Norddeutschland haben wir bisher etwa 200 gefunden. 23 davon stehen im Forstamt Neuenburg“, erklärt Martin Dreist von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt in Göttingen. Im Neuenburger Holz der Niedersächsischen Landesforsten stehen ganze elf Eschen, die anscheinend so widerstandsfähig gegen den Pilz sind, dass mit ihnen weitergezüchtet werden soll.

Baumklettern für die Esche

„Wir klettern in die Bäume und schneiden je Esche 25 Triebe ab. Die Triebe pfropfen wir dann auf Jungeschen, die wir aus Samen selbst angezogen haben. Von diesen wissen wir, dass die Mutterbäume Toleranzen gegen den Pilz aufweisen, da diese von unseren langjährig beobachteten Samenplantagen stammen. Je jünger die Triebe sind, desto besser funktioniert es mit dem Anwachsen“, beschreibt Dreist weiter. Die Forscher*innen beobachten die Versuchseschen dann unter einem künstlich erzeugten Pilzdruck beim Wachsen und hoffen, dass der Pilz ihnen möglichst wenig anhaben kann. Zeigen die Eschen wenig bis keine Ansteckungsanzeichen, könnten sie in Zukunft die Grundlage für eine neue, unempfindliche Eschengeneration bilden.

Sorge

Martin Susse, Revierleiter der Försterei Hopels, kennt das Leid der Eschen zur Genüge:  Die letzten Jahre haben wir mit angesehen, wie es den Eschen im Revier immer schlechter geht. Gerade weil es angesichts des Klimawandels auf gemischte Wälder ankommt, ist der drohende Verlust der Esche als Mischbaumart bedauerlich. Und ständig fragt man sich, was zu tun ist: Fällt man die Eschen oder lässt man die Bäume in der Hoffnung stehen, dass sie sich doch noch erholen?“

Hoffnung

Susse hat sich in den richtigen Fällen für das Stehenlassen entschieden und ist froh darum: „Wir haben noch Eschen, mit denen die Versuchsanstalt arbeiten kann. Und davon profitieren wir natürlich auch direkt, denn nun wissen wir, dass wir noch einige gute Exemplare haben.“

Martin Dreist und sein Team arbeiten intensiv daran, die Forschungsarbeit voranzubringen. „Mit einiger Wahrscheinlichkeit werden wir Eschen züchten können, die dem Pilz gegenüber toleranter sind. Das ist auf jeden Fall ein Hoffnungsschimmer für die Zukunft.“

 

Hintergrund

Das Eschentriebsterben ist eine in Europa aufgetretene, schwerwiegende Erkrankung an verschiedenen Eschenarten, die durch das Falsche Weiße Stängelbecherchen (ein invasiver Schlauchpilz) ausgelöst wird. In den 1990er-Jahren wurde die Erkrankung erstmals in Polen festgestellt.

Die Fruchtkörper des Pilzes entwickeln sich zwischen Mai und September am Boden in der vorjährigen Laubstreu und schleudern ihre Sporen in die Luft. Über den Wind gelangen die Sporen in die Eschenkronen und dringen dort über die Blattstiele in die Bäume ein. Spätestens im darauffolgenden Frühjahr sind infizierte Triebe abgestorben. Die Krone lichtet sich über die Jahre nach und nach von außen nach innen auf.

Neben dem Triebsterben, dem das Welken der Blätter vorausgeht, stirbt auch infizierte Rinde ab. Man sieht sogenannte Nekrosen an Ästen oder am Stamm. Ältere Eschen sind meist widerstandsfähiger gegen den Pilz als junge.

In dem Projekt „FraxForFuture“ arbeiten mehrere Partner zusammen. Dazu gehören: Das Thünen Institut, das Bayrisches Amt für Waldgenetik, die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg, die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt, Sachsenforst, die Georg-August-Universität Göttingen, die Humboldt-Universität zu Berlin, der Waldklimafonds und die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

Bilder (Landesforsten/Schmidt und NW-FVA Waldschutz) finden Sie hier.

Recent Posts
Haus - Klyenavitsa