Hemlocktannen, Küstentannen, Douglasien und Roteichen heißen die Neuen im Revier
Rotenburger Vielfalt – Forstleute zeigen klimaangepasste Baumarten und Innovationen im Waldbau
(Rotenburg) Wie sieht der Wald der Zukunft aus? Forstleute aus Rotenburg öffneten zwei Reviere und ließen einen Ausblick ins Unbekannte erahnen. Dass neue Baumarten in Norddeutschland längst keine Fremdländer mehr sind, davon konnten sich 20 Exkursions-Teilnehmerinnen und Teilnehmer überzeugen. „Aus gestern und heute für morgen lernen“ lautete der Titel einer Ganztags-Exkursion, die Forstleute aus verschiedenen Bundesländern nach Bomlitz und Trochel gelockt hatte. Das Forstamtsteam um Leiterin Lena Maack hatte in Zusammenarbeit mit der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA) abwechslungsreiche und spannende Waldbilder ausgewählt. In einem strukturreichen Douglasien-Fichten-Lärchen-Buchen-Mischwald macht sich üppige Naturverjüngung der Westlichen Hemlocktanne breit. Ein dankbares Geschenk der Natur oder eine Gefahr für andere Baumarten, die nicht so schnell mitwachsen können – darum drehte sich die Diskussion beim ersten Waldbild.
Zukunftsfähige Roteiche
Danach stellte Revierleiter Dirk Westphal einen 77 Jahre alten Roteichenwald vor. Schnell herrschte Einigkeit darüber, dass die Saat gut gelungen war und einzelne Eichen nun schon Bauholz liefern. Was können wir von dieser Baumart im Klimawandel erwarten und wie entwickelt sich der Markt für Roteichenholz? Die frühe Entscheidung, die Eichenart aus Nordamerika in Norddeutschland anzubauen, erleichtert die Antwort. Wissenschaftliche Erforschung und ertragskundliche Messungen nimmt die NW-FVA weiterhin vor und berät die Forstpraktiker vor Ort. Ralf Nagel von der Versuchsanstalt präsentierte seine Messergebnisse und betonte die Fähigkeit der Roteiche, auch längere Trockenphasen zu überdauern. Als Mischbaumart in strukturarmen Kiefernwäldern gepflanzt sieht er ein großes Potenzial, um gleichförmige Reinbestände umzubauen.
Küstentanne verjüngt sich gut
Letztes Waldbild am Vormittag war ein Küstentannen-Winterlindenbestand. Die 1954 gepflanzten Küstentannen wachsen schnell in die Höhe als auch in die Dicke. Die Winterlinden dagegen blieben zurück und sollen durch Pflege erhalten werden. Die Küstentanne verbreitet sich natürlicherweise und bildet einen flächigen Jungwuchs.
Eiche als Lebensraum und Wirtschaftsbaum im Klimawandel erhalten
Der Nachmittag stand im Zeichen der Forstlichen Versuchsanstalt, die zwei Eichenwälder nahe Trochel untersuchen. Ein Bestand wurde mit Pflanzenschutzmitteln (PSM) behandelt, der andere nicht. Ziel des Versuches ist es herauszufinden, ob durch den Einsatz von PSM Eichenbestände als Lebensraum und als Wirtschaftsbestand erhalten werden. Die umfangreiche und langjährige Versuchsanlage „Trochel“ bildet die Grundlage für detaillierte Analysen, wie sich solche Mittel in Waldökosystemen auf Nichtzielorganismen auswirken. Ein Fazit der NW-FVA lautet: Der Einsatz von PSM bewirkt eine deutliche Reduktion des Absterbens von Eichen im Rahmen der Eichenkomplexerkrankung sowie eine Stabilisierung der Vitalität der Eichen.