Wenn der Vater mit dem Sohne im Wald unterwegs ist

 In Forstamt Neuenburg, Regionale Presseregion West

Wald- und Wildnispädagogik im Kindergartenalter

(Upjever/Neuenburg) Einmal im Jahr stehen die schulreifen Jungen der Evangelischen Kindertagesstätte Heidmühle im Mittelpunkt. Das Vater-Sohn-Projekt „Söhne in Not“ möchte Jungen entsprechend ihrer rollenspezifischen Bedürfnisse stärken. In diesem Jahr ermöglicht die Bürgerstiftung Schortens durch Spendengelder die Umsetzung des Projektes. Die Niedersächsischen Landesforsten öffnen im Upjeverschen Forst den Wald für die Gruppe.

Für Wald öffnen

Heute verbringen die Jungen einen Nachmittag mit ihren Vätern im Wald. Bei einer Übung, die das Ankommen im Wald erleichtert, suchen sich Väter und Söhne einen Sitzplatz, der in der Stille die Sinne für die Umgebung öffnen soll. Unscheinbare Details werden dabei sichtbar. Als Jannis mit seinem Papa Stefan von „ihrem Waldplatz“ zurückkommen, hat er einen kleinen Wurm auf einem Blatt in der Hand. „Den habe ich gesehen, als wir still im Wald saßen“, erzählt er mit leuchtenden Augen.

Später, die Gruppe ist am Basislager unter den Baumkronen angekommen und hat ein reinigendes Rauchritual vollzogen, rufen die Jungs: „Jetzt wollen wir im Wald spielen!“ Alle schnappen ihre Väter und losgeht es auf Entdeckungstour. Es folgen angeleitete Mut- und Geschicklichkeitsaktionen, die unter anderem auch das soziale Miteinander fördern. Papas und Söhne arbeiten zusammen und kommen auch mal an ihre Grenzen.

Männliche Vorbilder und Vater-Sohn-Beziehung

Niels Plump vom Heimwärtsgarten, Mark Schollmeier von Cyprinus-Naturerfahrungen und Andrea Biberacher, Erzieherin und zertifizierte Waldpädagogin leiten an und beobachten. „In der sehr weiblich geprägten Früherziehung fehlt den Jungen oft ein männliches Vorbild. Jungen müssen sich körperlich spüren. Es soll bei ihnen Leidenschaft für die reale Lebenswelt geweckt werden“, sagt Biologe und Wildnispädagoge Niels Plump. Das ist für eine gesunde Entwicklung der Kinder wichtig. Außerdem lernen sich Väter und Söhne in diesem nicht alltäglichen Umfeld Wald besser kennen.

Fördergelder ermöglichen Projekt

Marion Post, Leiterin der Kindertagesstätte, freut sich, dass das Projekt nach zwei Jahren Coronapause wieder stattfinden kann. „Obwohl die Idee dazu bereits vor 10 Jahren entstand, ist das Projekt weiterhin zeitgemäß, da die Kinderbetreuung nach wie vor ein von Frauen dominierter Raum ist. Diesem Mangel an männlichen Vorbildern wollen wir entsprechend unserer Möglichkeiten entgegensteuern. Zudem lernen die Jungen durch die Wildnis-/Waldpädagogik, die Natur wertzuschätzen und zu bewahren.“ Herr Schmitz von der Bürgerstiftung formuliert es folgendermaßen: „Den Kindern gehört die Welt von morgen, umso mehr müssen wir heute für sie sorgen“.

Landesforsten unterstützen

Henning Steffens, Revierleiter der Försterei Upjever, unterstützt die Arbeit der Kindertagesstätte. „Die Jungen entwickeln eine Unbefangenheit im Umgang mit dem Wald und der Natur. Es entsteht im spielerischen Erleben eine Wertschätzung für die Umwelt, die wir heutzutage umso mehr benötigen mit Blick auf den Klimawandel.“

Jannis und seine Freunde sind mittlerweile kleine Waldprofis in „ihrem“ Wald und kennen sich aus. Der „Dachsbau“ ist heute nicht das Letzte, was die Jungs ihren staunenden Papas zeigen.

 

Hintergrund

Das Vater-Sohn-Projekt „Söhne in Not“ der Evangelischen Kindertagesstätte Heidmühle besteht seit 2012. Vom Frühjahr bis zum Sommer gehen die Jungen im Alter von fünf bis sechs Jahren einmal die Woche für etwa fünf Stunden in den Upjeverschen Forst der Niedersächsischen Landesforsten. Neben Informationsabende für die Eltern gehen die Väter insgesamt dreimal mit ihren Söhnen in den Wald.

Begleitet wird die Gruppe von zwei Sozialpädagogen mit wildnispädagogischer Ausbildung und einer Erzieherin der Kindertagesstätte mit waldpädagogischer Ausbildung. Inhalte des Projektes sind unter anderem die eigene Rollenfindung, die Orientierung an männlichen Vorbildern, Übungen zum Kooperationsverhalten und zur Selbsteinschätzung, eigene Grenzen kennenlernen, Konfliktprävention und das Ausleben von Bedürfnissen nach Wettkampf und Kräftemessen.

Die Niedersächsischen Landesforsten bewirtschaften rund ein Drittel des niedersächsischen Waldes. Sie haben einen gesetzlichen Auftrag zur Umweltbildung, den sie über eigene Angebote in den Waldpädagogikzentren ausfüllen. Weiterhin arbeiten die Niedersächsischen Landesforsten mit anderen (Umwelt-) Bildungseinrichtungen zusammen. Weitere Informationen unter www.landesforsten.de.

Bilder (Landesforsten/Schmidt) zum kostenlosen Download finden Sie hier.

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