Vom begradigten Graben zum schlängelnden Bach
Fließgewässerrenaturierung an der Hengstbeeke
Zur Wiederherstellung eines natürlichen Bachlaufs haben die Niedersächsischen Landesforsten und der Gewässerunterhaltungsverband Wietze die Hengstbeeke mit einem Bagger von einem begradigten Vorfluter zu einem mäandrierenden Bach zurückentwickelt.
(Fuhrberg) Ein begradigter Bach macht die Landschaft nutzbarer und die Gewässerunterhaltung einfacher. Die geradlinigen Wirtschaftseinheiten in dieser Landschaft sind besser zu bearbeiten. An einer geraden Kante verändert sich nicht so viel wie an den Prall- und Gleithängen eines natürlichen Fließgewässers. Für die Natur und deren Bewohner, aber auch für die Grundwasserneubildung solcher Landschaften, wie sie in der norddeutschen Tiefebene oft zu finden sind, ist dieser Zustand jedoch nicht von Vorteil.
„Ein gerader Bach hat eine relativ konstante Fließgeschwindigkeit. Er strömt so gleichmäßig dahin, dass sich, keine differenzierte Struktur am Gewässergrund, flache Uferbereiche oder Abbruchkanten bilden. Gerade Bäche sind somit völlig monotone, unattraktive, teilweise sogar lebensfeindliche Lebensräume ohne Struktur“, erklärt die Naturschutzförsterin Kerstin Geier des Forstamtes Fuhrberg.
Astrid Baarck vom Unterhaltungsverband Wietze betreut das Projekt der Gewässer-Renaturierung. „Wir konnten vor dem Start des Projektes das alte Bachbett der Hengstbeeke im Gelände recht gut wiederfinden und mussten es nur noch reaktivieren. Dazu haben wir zunächst das alte Bachbett mit einem Bagger ausgehoben und anschließend viel Totholz, bestehend aus Baumwurzeln, Stammholz und Kronenholz sowie etwas Kies auf der Gewässersohle und an den Ufern eingebaut. An diesen Strukturelementen, die wir in das Bachbett eingearbeitet haben, ändert sich bereits jetzt, direkt nach dem Einbau, die Fließgeschwindigkeit. Es haben sich verschiedenen Strömungsmuster und auch Strudel gebildet. Durch dass dem ehemaligen Lauf nachgeformte Bett sind unterschiedlich tiefe Zonen entstanden. Die verschiedenen Breiten des mäandrierenden Baches bewirken ebenfalls eine Veränderung der Fließgeschwindigkeit. Alles in allem ein sehr attraktiver Lebensraum, der von den Fischen sofort angenommen wurde“, führt die Ingenieurin aus.
Der alte begradigte Verlauf wurde nach Öffnung der Laufverlängerung mit einem Damm blockiert, sodass das nachfließende Wasser jetzt durch den neuen, „alten“ Lauf fließt. Auf einer Strecke von fast 300 Metern schlängelt sich der Bach nun mitten durch den Wald und hält einen Teil des Wassers im Wald und auf der Fläche.
Das Hochwasser strömt ebenfalls durch den Wald. Zusätzliche Wassermengen werden jedoch, wie bisher, über den begradigten Lauf abgeführt, sodass es gegenüber dem Ausbauzustand aus dem 20. Jahrhundert keine Nachteile durch Überschwemmung der landwirtschaftlich genutzten Flächen geben wird.
„Gewässer-Renaturierung haben im Norden des Landes eine hohe Bedeutung für die Natur, den Hochwasserschutz, aber auch den Niedrigwasserabfluss. Zum einen sind die meisten Fließgewässer begradigt und verfügen nicht über die für die naturnahe Entwicklung erforderlichen Randstreifen, zum anderen finden wir nicht viele Bäche, die ein Entwicklungspotenzial, wie die Hengstbeeke haben. Jeder Bach, der wieder in seine ursprüngliche Form gebracht wird, leistet einen sehr hohen Beitrag zur Biodiversität, zur Vernetzung der Lebensräume und sorgt für einen besseren Landschaftswasserhaushalt“, schließt Kerstin Geier ab.
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