Das Bergwaldprojekt erstmals auf der ostfriesischen Halbinsel

 In Forstamt Neuenburg, Regionale Presseregion West

Ehrenamtliche Naturschutzarbeit im Forstamt Neuenburg

(Ostfriesische Halbinsel) Schneiden, sägen, schleppen. Eine Gruppe von 23 Menschen im Alter von 20 bis 55 Jahren arbeitete auf den Moorflächen der Ochsenweide bei Esens. Zusammen mit ihrem Projektleiter Henning Rothe vom Bergwaldprojekt e. V. waren sie erstmals eine Woche lang hier und auf anderen Flächen des Forstamtes Neuenburg der Niedersächsischen Landesforsten zum Wohl der Wälder und Moore tätig. Untergebracht waren die engagierten Helfer*innen auf dem Naturschutzhof Wittmunder Wald e. V.

Hände ersetzen Maschinen

„Wir schneiden die Bäume in der Ochsenweide weg, damit diese dem Moor kein Wasser mehr entziehen können. Das Material räumen wir dann runter von der Fläche. Damit unterstützen wir die Moorentwicklung“, beschreibt Henning Rothe die Arbeit der Gruppe. „Unser Vorteil ist, dass wir mit vielen Händen auf Flächen arbeiten können, auf der keine Maschine fahren kann. So schaffen wir einiges am Tag und schonen Boden und Vegetation.“

Partnerschaftliche Pflegearbeiten

Das Forstamt Neuenburg betreut das Naturschutzgebiet Ochsenweide und hat die Pflegearbeiten geplant und vorbereitet. „In der Vergangenheit wurde das Gehölzwachstum durch den hohen Wasserstand im Moor gedämmt. Als Folge der Trockenheit der vergangenen Jahre konnten die Birken und Kiefern sich in dem Gebiet ausbreiten“ erklärt Förster Tido Bent vom Forstamt Neuenburg. „Mit dem Bergwaldprojekt haben wir einen guten Partner gefunden, der diese Pflegearbeiten in unserem Auftrag ausführt“

Mehrere Einsatzorte

Die Ochsenweide ist nicht die einzige Einsatzstelle des Bergwaldprojektes. Das Forstamt Neuenburg hat weitere Naturschutzprojekte für den Arbeitseinsatz geplant. Auch in den Krickmeeren im Upjeverschen Forst und im Wittmunder Wald waren die ehrenamtlichen Helfenden unterwegs. Außerdem wurden für die Förstereien Upjever und Meerhusen Hochsitze gebaut. „Wir können die Gruppe flexibel einsetzen. So teilen wir die Leute etwa auf und arbeiten parallel an zwei Einsatzstellen“, beschreibt Tido Bent vom Forstamt Neuenburg den Arbeitseinsatz. „Das Bergwaldprojekt arbeitet effizient und steht einem professionellen Forstunternehmen in nichts nach. Dafür bezahlen wir auch.“

Bergwaldprojekt erstmals auf ostfriesischer Halbinsel

Entgegen seinem Namen ist das Bergwaldprojekt auch im Flachland unterwegs. Vor zwei Jahren entstand im Forstamt die Idee, einen Projektstandort auf der ostfriesischen Halbinsel zu etablieren. „Wir haben eine Vielzahl von pflegeintensiven Biotopen. Oft kommen wir an unsere zeitlichen Grenzen, was die Pflege angeht. Mit dieser Form der Unterstützung gelingt uns die Naturschutzarbeit umso besser“, sagt Bent. Die heutigen Projektpartner setzen sich damals an einen Tisch und wurden sich einig. „Die Region ist für uns interessant, und die Arbeiten passen gut in unser Portfolio“, ergänzt Rothe. Also wurde das Forstamt konkret, suchte Flächen und Arbeiten und stimmte sich mit den Naturschutzbehörden ab.

Verein setzt auf nachhaltige und ganzheitliche Prägung

Die Teilnehmenden sind engagiert bei der Sache. Sie wollen die Natur aktiv unterstützen. Für manche ist es aber auch eine abwechslungsreiche Art, den Urlaub zu verbringen. „Für mich ist die Woche hier eine gute Gelegenheit, relativ günstig eine neue Ecke von Deutschland kennenzulernen“, sagt Teilnehmerin Sandra. Denn, Kost und Logis ist für die Helfer*innen frei. Nur An- und Abreise müssen sie selbst finanzieren. „Wir arbeiten in den Projektwochen möglichst ressourcenschonend. Die Mahlzeiten sind vegetarisch. So versuchen wir in den Köpfen der Teilnehmenden auch für den Alltag zu Hause etwas anzustoßen“, erklärt Henning Rothe das Konzept des Vereins. Neben der praktischen Arbeit war, wie bei allen Projektwochen, ein gemeinsamer Exkursionsnachmittag vorgesehen. Tido Bent zeigte dabei die vielfältigen Aspekte des Projektgebiets und dessen Bedeutung für Mensch und Natur.

To be continued

Finn Ahrens, Leiter des Fachbereiches Umwelt des Landkreises Wittmund ist sehr angetan von den Arbeiten: „Wir freuen uns über das Interesse und Engagement für unsere wertvollen Naturschutzflächen. Hier wird gute Arbeit geleistet.“ Mit Tido Bent ist er sich einig: Das Bergwaldprojekt darf gerne wieder an die Küste kommen.

 

Hintergrund

Bergwaldprojekt e. V.

Zweck des Vereins ist der Schutz und die Wiederherstellung des Waldes, insbesondere des Bergwaldes und der Kulturlandschaften, sowie die Förderung des Verständnisses für die Zusammenhänge in der Natur, die Belange des Waldes und die Abhängigkeit des Menschen von diesen Lebensgrundlagen.

Zu diesem Zweck arbeitet das Bergwaldprojekt mit Freiwilligen in Wäldern, Mooren und Freilandbiotopen an verschiedenen Orten in Deutschland, in Kooperation mit den jeweiligen Flächeneigentümern Ziel der Arbeitseinsätze ist es,

> die vielfältigen Funktionen der Ökosysteme zu erhalten,
> den Teilnehmenden die Bedeutung und die Gefährdung unserer natürlichen
Lebensgrundlagen bewusst zu machen,
> eine breite Öffentlichkeit für einen naturverträglichen Umgang mit den
natürlichen Ressourcen zu bewegen.

Das Bergwaldprojekt wurde 1987 auf Initiative von Wolfgang Lohbeck (Greenpeace Deutschland) und dem Schweizer Förster Renato Ruf im Kontext der Waldsterbensdebatte gegründet. 1990 wurde die Schweizer Stiftung Bergwaldprojekt mit Sitz in Trin (GR) gegründet. Der erste deutsche Projekteinsatz fand 1991 in St. Andreasberg im Harz statt. Der deutsche Verein Bergwaldprojekt e. V. wurde 1993 gegründet, mit heutigem Sitz in Würzburg. Der gemeinnützige Verein setzt sich aus 25 ehrenamtlichen Mitgliedern zusammen und ist unabhängig, überparteilich und weltanschaulich neutral.

Das Bergwaldprojekt ist neben Deutschland und der Schweiz auch in Österreich, Liechtenstein, Spanien und der Ukraine vertreten. 2020 kaufte das Bergwaldprojekt zusammen mit der Umweltstiftung Greenpeace 200 Hektar Waldfläche im Thüringer Wald.

Weitere Informationen unter: bergwaldprojekt.de.

Ochsenweide

Die Entwicklung des Moores in der heutigen Ochsenweide begann nach der letzten Eiszeit vor ca. 12.000 Jahren. Die schmelzenden Eismassen ließen den Pegel der Nordsee enorm ansteigen. Das führte dazu, dass die Wassermassen bald nicht mehr abfließen konnten und sich in den Niederungen sammelte. Hier stellten sich anfangs Niedermoor mit Schilf und Röhricht ein. Aber auch Bruchwälder aus Birke und Erle und Eichenwälder konnten sich entwickeln. Infolge der weiteren Entwicklung stellten sich Torfmoose ein, die die maßgebliche Pflanzenart für die Hochmoorentwicklung darstellt. Die Pflanze wächst ewig nach oben weiter. Die unteren Pflanzenteile sterben ab und bilden den Torf. Teilweise über 5 m mächtig waren die Torfschichten – wobei das Moor jährlich in etwa um 1 mm wächst.

Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Abtorfung der Moore mit dem Ziel der Kultivierung intensiviert. Das Gebiet wurde entwässert. Der gewonnene Torf diente als Brennstoff oder Einstreu. Die Flächen sollten langfristig landwirtschaftlich nutzbar gemacht werden.

Der Wasserdruck im Bereich der jetzigen Ochsenweide war aber so groß, dass eine Kultivierung als landwirtschaftliche Fläche nicht möglich erschien. So entschied man sich im Jahr 1978 die Flächen, als Moorfläche zu renaturieren. Nach dem Verschluss der Entwässerungsgräben stellte sich schnell wieder ein üppiges Torfmooswachstum ein. Der überwältigende Erfolg der Maßnahmen führte dazu, dass die Fläche bereits 1984 als Naturschutzgebiet ausgewiesen wurde.

Heute präsentiert sich das Moor als Schutzgebiet von europäischem Rang. Neben der typischen Hochmoorvegetation aus verschiedenen Torfmoosarten, Sonnentau, Wollgras, Moosbeere und Rosmarinheide finden sich auch Pflanzenarten der Übergangsmoore wie Moorlilie und Fieberklee. Die Bekassine findet in dem Moor genauso ihren Lebensraum wie Schwarzkelchen, Moorfrosch und Kreuzotter.

Naturschutz im Forstamt Neuenburg

Das Forstamt Neuenburg betreut eine Fläche von 12.600 ha. Die Bewirtschaftung erfolgt nach den Grundsätzen der Langfristigen Ökologischen Waldentwicklung (LÖWE). Durch die 13 Grundsätze werden Mindeststandards des Naturschutzes auf ganzer Fläche gewährleistet. Insgesamt betreut das Forstamt 14 Naturschutzgebiete mit einer Fläche von ca. 2.800 ha. Hinzu kommen 700 ha Ausgleichs- und Ersatzflächen, die im Sinne des Naturschutzes gepflegt werden. Für die Naturschutzflächen stellen die Landesforsten eigenständige Bewirtschaftungspläne auf, die als Grundlage für die Pflegearbeiten dienen.

Weitere Informationen unter: forstamt-neuenburg.de

Bilder (Landesforsten/Schmidt) zum kostenlosen Download finden Sie hier.

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