Moorschutz in den Niedersächsischen Landesforsten

 In Forstamt Rotenburg, Regionale Presseregion Nordost

Pflegemaßnahmen und „sozialer Wohnungsbau“ im Moor in der Schotenheide

(Ahlden) Das Naturschutzgebiet „Moor in der Schotenheide“ gehört zu den Niedersächsischen Landesforsten. Es liegt in der zum Forstamt Rotenburg gehörenden Revierförsterei Ahlden. Das Gebiet besteht aus mehreren sogenannten „Moorschlatts“. Als Schlatts werden kleine Wasserstellen in der Heide bezeichnet, in diesem Fall sind es Hochmoorflächen, die das Zentrum des kleinen Naturschutzgebietes bilden. Im Oktober dieses Jahres wurden hier intensive Moorpflegearbeiten durchgeführt.

Seit 1988 steht das Moor mit einer Gesamtgröße von 35 Hektar unter Naturschutz. Der Kernbereich des Moores, der eigentliche Moorkörper, umfasst knapp vier Hektar Fläche. Umrahmt von alten knorrigen Kiefern stellt das Gebiet ein Juwel für den Naturschutz dar.

Ausbleibende Niederschläge, sinkende Grundwasserstände, natürliche Ausbreitung des umgebenden Waldes und vor allem sich ausbreitende nicht moortypische Vegetation machen diesem einzigartigen Ökosystem mittlerweile schwer zu schaffen. Bedingt durch die Trockenheit der letzten Jahre und die dadurch schwindenden Wasserstände, konnten viele junge Bäume, aber auch andere, für das Moor eigentlich untypische Pflanzen die Flächen besiedeln.

Gerd Jülke, Leiter der Revierförsterei Ahlden betont: „In der Schotenheide haben wir ganz besonders mit der sich ausbreitenden Kultur-Heidelbeere und neuerdings auch mit der Kultur-Cranberry zu kämpfen. Diese beiden Pflanzen besiedeln die Flächen zunehmend und verdrängen die heimischen Arten. Im Zuge periodisch wiederkehrender Pflegemaßnahmen müssen wir diese Pflanzen entfernen und dafür sorgen, dass das Schnittgut vollständig von der Moorfläche entfernt wird, damit sich das natürlicherweise nähstoffarme Moor nicht mit Nähstoffen anreichert und es dadurch zu weiteren Florenverfälschungen kommt.“

Die Moorfläche ist von Wald umgeben, der ins Moor vordringende Waldrand muss regelmäßig zurückgedrängt und aufgelockert werden. Bei dieser Gelegenheit sorgt Revierförster Gerd Jülke für eine Art „sozialen Wohnungsbau“ im Wald, er erklärt: „Zur Schaffung neuer Lebensräume lege ich gezielt sogenannte Hochstümpfe an. Ich lasse bei der maschinellen Holzernte gerne einige Bäume unterschiedlicher Stärke, auf Kappungshöhen von 2 bis 4 Metern, abschneiden. Der obere Baumteil wird zu Nutzholz aufgearbeitet und der untere Stammteil bleibt stehen“.

Mit dem Kappen wird der Baum als Hochstumpf zu stehendem Totholz und damit zur Nahrungsquelle und Wohnraum zahlreicher Organismen. Erstbesiedler sind häufig Käferarten. Wenn sich die Rinde erst abgelöst hat, finden sich neue Habitate für Pilzgemeinschaften.  Aber auch Vogelarten, vor allem Spechte, nutzen diese Stämme nach etwa 2–3 Jahren Standzeit für ihre Höhlenbauten. Es folgen höhlenbrütende und -bewohnende Arten wie Stare, Kleiber, Fledermäuse und Bilche. Hornissen und andere Insektenarten profitieren ebenfalls von den Stämmen. Nach Jahren wird das Holz weich, bricht zusammen und dient als liegendes Totholz noch zahlreichen Organismen als Lebensraum und letztendlich später noch Regenwürmern und Springschwänzen als Nahrung.

Verteilt über sein ganzes Revier schafft Revierförster Gerd Jülke so neben dem „sozialen Wohnungsbau“ auch viele ökologische Brücken zwischen weit auseinanderliegenden Biotopen, die besonders für wenig mobile Arten wichtig sind.

Hintergrund:

Die Ursprünge des Moores in der Schotenheide lassen sich auf die Vorwarmzeit 8100–7000 v. Chr. datieren, der Beginn des eigentlichen Hochmoorwachstums wird auf die Warmzeit 3110–1100 v. Chr. datiert. Die Torfauflage erreicht mittlerweile eine Mächtigkeit von über 5 m. Vereinzelte Torfstiche, mit Wasser gefüllte Teiche, weisen noch auf eine frühere Nutzung bis in die 50er-Jahre des letzten Jahrhunderts hin. In dem Moor hat sich eine seltene und artenreiche Flora und Fauna etabliert, gekennzeichnet durch mittleren Sonnentau, weißes und braunes Schnabelried, kleiner Wasserschlauch, schmalblättrige Wollgräser, Glockenheide, Rosmarienheide, Moosbeere, Rauschbeere und diversen Torfmoosarten. 21 verschiedene Libellenarten konnten im Jahr 2021 kartiert werden, darunter auch Rote Listen Arten. Nachfalter wie der seltene Hochmoor-Perlmuttfalter und der Hochmoorbläuling, beides Rote Listen Arten, sind dort ebenfalls beheimatet.

Die besondere Bedeutung der Moore für den Wasserhaushalt und den Klimaschutz ist mittlerweile unbestritten.

Beitragsbild: Bildimpressionen von den Arbeiten im Moor in der Schotenheide. Damit die Fläche offen bleibt, nicht zuwächst und sich womöglich nicht einheimische Pflanzenarten ausbreiten, muss die Fläche ständig entkusselt werden. Bei der Entkusselung werden Bäume und Sträucher abgeschnitten und von der Fläche entfernt, um einer Nährstoffanreicherung vorzubeugen.  (Fotos: Gerd Jülke / Niedersächsische Landesforsten)

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