Klarheit bringt die Puppensuche

 In Forstamt Göhrde, Regionale Presseregion Nordost

(Amt Neuhaus/Lüneburg) Am Dienstag, den 4.7.2023, trafen sich Vertreterinnen und Vertreter der Naturschutz- und Waldbehörden, des Biosphärenreservats und des Pflanzenschutzamtes mit Waldbesitzenden und Waldschutz-Experten der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt in den Kiefernwäldern der Niedersächsischen Landesforsten in Amt Neuhaus. Das Forstamt Göhrde hatte wegen des großflächigen, auf rund 700 Hektar Waldfläche ausgedehnten Fraßes der Larven der Kleinen Dunklen Kiefernbuschhornblattwespe (Gilpinia frutetorum) in den dortigen Kiefernwäldern zu dem Termin eingeladen.

„Den Fraß im Frühjahr haben die Kiefern hier dank des Austriebs im Mai noch überstanden. Sollten wir mit einer zweiten Generation an Larven in diesem Jahr rechnen müssen, müssen wir handeln, denn dies würde unser Wald hier nicht überleben“, fasst Dr. Uwe Barge, Leiter des Forstamtes Göhrde die Lage zusammen. Eine Behandlung des Waldes gegen den Larvenfraß erfolge keinesfalls prophylaktisch oder aus einer unbestimmten Befürchtung heraus, sondern auf Basis eines wissenschaftlichen Monitorings, wie Dr. Pavel Plašil, Waldschutz-Experte der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt erklärte. Da eine Behandlung, die nur mittels Hubschrauber erfolgen kann, aufwendige Genehmigungsverfahren voraussetzt, in denen insbesondere die Verträglichkeit mit Zielen des Naturschutzes zu prüfen ist, hatten die Landesforsten bereits jetzt alle Beteiligten eingeladen. „Auch, wenn wir die Hoffnung haben, dass eine Behandlung nicht erforderlich sein wird, müssen wir uns auf den schlechtesten Fall vorbereiten, um dann schnell im Sinne des Walderhaltes handeln zu können“, erklärt Dr. Barge das Ziel des Informationstermins.

Im Mai des Jahres machte sich der erste Larvenfraß an den Nadeln in den Kiefernkronen bemerkbar. Die zu Rate gezogenen Experten der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt aus Göttingen identifizierten die Larven der Kleinen Dunklen Kiefernbuschhornblattwespe als Ursache. Das von der extrem warmen und trockenen Wetter profitierende Insekt legt seine Eier an den Nadeln der Kiefern ab. Die daraus schlüpfenden Larven fressen die älteren Nadeln der Kiefern, bevor sie sich in der Krone, am Stamm oder im Boden verpuppen. „Aus den Kokons, die am Stamm oder der Krone liegen, schlüpfen noch in diesem Jahr die Blattwespen, die dann abermals Eier legen, aus denen noch in diesem Jahr wieder Larven schlüpfen. Diese würden die noch verbleibenden Nadeln fressen, was bei hohen Larvenzahlen den Tod der Kiefern bedeutet“, erklärt Dr. Plašil die Biologie der Art.

Um prognostizieren zu können, wie wahrscheinlich es ist, dass diese zweite Generation an Larven in diesem Jahr zu erwarten ist, ist nun eine umfangreiche Überwachung erforderlich. „Wir fällen stichprobenartig einzelne Kiefern und zählen, wie viele Puppen in den Kronen und am Stamm zu finden sind. Hinzu kommen die Puppen, die wir im Boden finden – auch dies zählen wir in Probeflächen aus“, erklärt Dr. Barge das weitere Vorgehen. „Es ist nicht nur die Anzahl entscheidend, sondern auch der Zustand der auch Puppen genannten Kokons: Sind die Kokons parasitiert? Lässt die Entwicklung einen zeitnahen Schlupf erwarten oder ‚Überliegen‘ die Kokons bis ins nächste Jahr? Genaue Untersuchungen werden Antworten auf die Fragen geben, auf deren Grundlage wir dann eine Empfehlung abgeben können“, ergänzt Dr. Plašil.

An den Stämmen und in den Kronen der am Dienstag gefällten Kiefern und bei der exemplarischen Puppensuche im Boden konnten einige Kokons gefunden werden, deren schlechter Zustand den Experten Hoffnung macht. „Das ist ein erster Eindruck, der Anlass zur Hoffnung gibt. Wir werden das Monitoring jetzt aber akribisch durchführen – weder die Entscheidung, auf eine Behandlung zu verzichten, noch die, eine Behandlung mittels Hubschrauber zu beantragen, fällt uns leicht. Beide Fälle bedingen erhebliche Verantwortung“, schließt Dr. Barge. Ergebnisse des Monitorings sind Ende des Monats zu erwarten.

Beitragsbild: Blick in die Kiefernkronen: Die Kronen der Kiefern sind nur noch spärlich benadelt, nur der diesjährige Austrieb ist noch vorhanden. (Foto: Niedersächsische Landesforsten) 

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