Ehrenamtlicher Naturschutz auf der ostfriesischen Halbinsel
Das Bergwaldprojekt e.V. zu Besuch bei der GEW Wilhelmshaven und den Niedersächsischen Landesforsten
(Esens/Friedeburg) Mittlerweile zum fünften Mal ist das Bergwaldprojekt e.V. mit Freiwilligen zu Gast auf der Ostfriesischen Halbinsel. Dieses Mal unterstützt es die GEW Wilhelmshaven und das Niedersächsische Forstamt Neuenburg bei der Pflege von Moor- und Heideflächen. Ein Gewinn für alle Beteiligten und die Natur.
Hochmoor und Heide
Die gleiche Arbeit in zwei völlig verschiedenen Biotopen. Entkusseln steht auf dem Programm für die etwa 12 Teilnehmenden der diesjährigen Ost-Frieslandwoche des Bergwaldprojektes e.V.. Das bedeutet, Bäumchen und Sträucher von Flächen zu entfernen, wo sie nicht hingehören. Das Spannende: Die erste Fläche ist ein renaturiertes Hochmoor bei Esens, die Ochsenweide. Die zweite ein völlig anderes Biotop: Eine eher trockene, sandige Heidefläche in der Horster Schweiz bei Friedeburg.
Weniger Bäume für eine bessere Wasserspeicherung
„Die Ochsenweide ist Teil eines einst größeren Hochmoorgebietes und wird seit 1978 renaturiert. Seit 1984 ist es ein Naturschutzgebiet. Wir arbeiten hier regelmäßig, damit aufkeimende Bäume und Sträucher durch ihren Wasserverbrauch die Moorentwicklung nicht bremsen“, erläutert Tido Bent, Förster beim Forstamt Neuenburg. Die störenden Gehölze werden dieses Mal geringelt. Das bedeutet, dass ringartig die Rinde der Bäumchen entfernt wird, um den Wasser- und Nährstofftransport zu unterbrechen. Der Baum bleibt stehen, stirbt aber ab. „Der Vorteil ist bei diesem Verfahren, dass wir vielfaches Laufen auf dem sensiblen Moor vermeiden“, so Bent.
Platz für die Heide
Auf der Heidefläche in der Horster Schweiz hingegen räumen die fleißigen Ehrenämtler die abgeschnittenen und gerodeten Traubenkirschen, Faulbäume und Roteichen ab. Diese legen sie zu großen Haufen am Wegesrand. „Wir wollen hier der Heide die Möglichkeit geben, sich auszubreiten. Das wird durch die Gehölze behindert. Ohne die beschattenden Bäume sollte es die Heide leichter haben“, erklärt Kim-Janek Hagen, Wassermeister bei der GEW Wilhelmshaven. Die Heide ist ein nach Bundesnaturschutzgesetz geschütztes Biotop und dient als Ausgleichsfläche. Grundwasserentnahme stellt einen Eingriff in die Natur dar, der ausgeglichen werden muss. Fachlich begleitet werden alle Arbeiten von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Wittmund.
Naturschutzarbeit und mehr
Projektleiter des Bergwaldprojektes e.V. Henning Aulich freut sich über das Arbeitspaket: „Hier im küstennahen Raum können wir den Teilnehmenden eine schöne Vielfalt unterschiedlichster Naturräume zeigen. Die Teilnehmenden lernen bei ihrer gemeinsamen Naturschutzarbeit nicht nur die enorme Bedeutung von verschiedenen Ökosystemen unter anderem für Klima und Biodiversität kennen, sondern entwickeln auch neue Beziehungen zur Natur. Die gemachte Erfahrung der Selbstwirksamkeit motiviert die Teilnehmenden oftmals auch darin, den eigenen Alltag naturverträglicher und damit zukunftsfähiger zu gestalten. Sie tragen somit zur dringend notwendigen sozial-ökologischen Transformation bei.“
Die Einsatzwoche wird von Bildungsarbeit begleitet und dadurch die durchgeführten Arbeiten in einen größeren Umwelt- und Nachhaltigkeitszusammenhang gesetzt. Untergebracht sind die Freiwilligen für die Woche am Naturschutzhof Wittmunder Wald in Mehrbettzimmern. Eine Köchin des Bergwaldprojekts kümmert sich um die vegetarische, biologische und möglichst regionale und saisonale Verpflegung der Ehrenamtlichen.
Die Teilnehmenden aus ganz Deutschland sind begeistert. Die Arbeit macht sie zufrieden, denn sie sehen jeden Tag ihren konkreten Beitrag zum Umweltschutz vor Ort. Wie in jeder Einsatzwoche des Bergwaldprojekts findet auch in dieser Woche eine Exkursion am Ende statt. Es geht – wo auch sonst hin an der Küste? Ins Watt.
Hintergrund
Bergwaldprojekt e.V.
Das Bergwaldprojekt organisiert seit 35 Jahren Freiwilligeneinsätze im Wald, Moor und in Offenlandschaften. Dieses Jahr bringt der Verein mit seinen Einsatzwochen in Deutschland mehr als 5.000 Freiwillige in die Natur. Dazu finden 190 Projektwochen an gut 100 verschiedenen Standorten in allen Regionen Deutschlands statt. Ziele der Arbeitseinsätze sind, die Biodiversität und die vielfältigen Funktionen der Ökosysteme zu schützen, zu erhalten und wiederherzustellen, den Teilnehmer*innen die Bedeutung und die Gefährdung unserer natürlichen Lebensgrundlagen bewusst zu machen und die Gesellschaft zu einem naturverträglichen und sozial gerechten Umgang mit den begrenzten natürlichen Ressourcen zu bewegen. Im Herbst 2025 finden zudem 11 einzelne Arbeitstage in ganz Deutschland statt, an denen standortheimische Bäume gepflanzt werden.
Weitere Informationen unter Bergwaldprojekt e.V. | Bergwaldprojekt e.V..
GEW Wilhelmshaven
Die GEW Wilhelmshaven versorgt Verbraucherinnen und Verbraucher mit Strom, Erdgas, Trinkwasser oder Wärme. Sie engagiert sich für die Stadt: durch Unterstützung regionaler Projekte und Förderung des Handwerks. Bereits im Spätsommer 2025 waren das Bergwaldprojekt e.V. zusammen mit 13 Jugendliche des Jugenddorfs Petrus Damian aus Warburg eine Woche lang in Horsten zur Heidepflege.
Weitere Informationen unter GEW Wilhelmshaven – Strom, Gas & Wasser für Wilhelmshaven.
Naturschutz im Forstamt Neuenburg
Das Forstamt Neuenburg betreut eine Fläche von 12.600 ha. Die Bewirtschaftung erfolgt nach den Grundsätzen der Langfristigen Ökologischen Waldentwicklung (LÖWE). Durch die 13 Grundsätze werden Mindeststandards des Naturschutzes auf ganzer Fläche gewährleistet. Insgesamt betreut das Forstamt 14 Naturschutzgebiete mit einer Fläche von ca. 2.800 ha. Hinzu kommen 700 ha Ausgleichs- und Ersatzflächen, die im Sinne des Naturschutzes gepflegt werden. Für die Naturschutzflächen stellen die Landesforsten eigenständige Bewirtschaftungspläne auf, die als Grundlage für die Pflegearbeiten dienen.
Weitere Informationen unter Forstamt Neuenburg – Niedersächsische Landesforsten.
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