Landesforsten vermieten Betten für Draußen-Fans in uriger Ferienwagen-Siedlung

 In Forstamt Dassel, Forstamt Neuhaus, Regionale Presseregion Süd, Wagenburg Solling

Naturnaher Kurzurlaub in idyllischer Waldlandschaft

(Neuhaus im Solling) Urlaub vor der Haustür in ursprünglicher Natur – das klingt nach Urlaub abseits von Fernreisen und Massentourismus. Immer mehr Naturfreunde und Draußen-Fans möchten klimafreundlich und nachhaltig reisen. Die Niedersächsischen Landesforsten ermöglichen die Erfüllung dieses Wunsches in einem ihrer größten Wälder Südniedersachsens. Sie betreiben in Neuhaus die sogenannte Wagenburg Solling: Von außen betrachtet stehen fünf Übernachtungswagen kreisförmig angeordnet auf einer Lichtung am Waldrand. Innen bieten die modernen Tinyhäuser Komfort zum Wohlfühlen und Ausruhen. Das ungewöhnliche Übernachtungs- und Feriendomizil ist eine Idee von ansässigen Forstleuten. Und die betreten mit ihrem Angebot touristisches Neuland.

Waldatmosphäre mit Hirschbrunft statt Bettenburg inclusive Partylärm

Insider bezeichnen den Solling als verstecktes Kleinod. Kaum bekannt und weniger nachgefragt als große Tourismusregionen in Niedersachsen führt er ein Schattendasein. Das liegt auch an seinen weiträumigen und naturbelassenen Mischwäldern mit dünner Besiedlung. Es sind kleine Ortschaften, die die Buchen-, Eichen– oder Nadelwälder durchbrechen. Beweidete Wiesentäler, ursprüngliche Bachläufe und ausgedehnte Waldmoore sind seine heimlichen Trümpfe. Der Reiz der Landschaft steckt im Verborgenen. Übertourismus ist hier unbekannt, und das soll auch so bleiben. „Bettenburgen gab es bei uns nie“, weiß Doreen Verwohlt. Sie managt die Wagenburg Solling und kämpft an gegen das Image der siebziger Jahre, als Kaffeefahrten oder Hirschbrunft die Highlights waren. Sie steht mit ihren Wohnungen abseits der Hauptverkehrsachsen aber nicht auf verlorenem Posten. „Hier gibt es keine Hotels mehr und Ferienhaussiedlungen plant auch niemand. Gerade 18 Betten umfasst unser Rundlingsdorf. Pro Wagen finden vier Gäste Platz nebst Vierbeinern“, beschreibt die Betriebsleiterin ihre Herberge. „Und wer morgens aus dem Übernachtungswagen tritt, steht schon mitten in der Natur. Der Urlaub fängt sprichwörtlich vor dem Wagen an“, scherzt Doreen Verwohlt.

Forstamt erfindet neuen Zugang zum Wald und erhöht die Attraktivität der Region

Verwohlt und ihre Kolleginnen und Kollegen von den Landesforsten wollen etwas tun gegen den Dornröschenschlaf. Das gemeinsame Ziel der Landesforsten, politischer Entscheidungsträger und Tourismusvertreter lautete, den Solling als Urlaubsdestination bekannter zu machen und auf eine wachsende Nachfrage zu reagieren – nämlich einen naturnahen Urlaub in erreichbarer Nähe. Und so erfand das Forstamt einen neuen Zugang zum Wald, der Großstadtmenschen für das Mittelgebirge begeistern will. Wolf Ebeling, Leiter des Forstamtes Neuhaus, sieht darüber hinaus in der Wagenburg Solling, die sein Vorgänger erfunden hatte, auch eine betriebliche Chance: „Der Holzmarkt ist anfällig und der Preis schwankt von Jahr zu Jahr“, beschreibt er das Holzgeschäft. „Wir brauchen neben dem Rohstoff Holz weitere Standbeine und eine Chance bietet auch der Tourismus“, ist sich Ebeling sicher.

Wichtelpfad mit Kleinkindern, Moorwanderungen bei Vollmond, Wolfsfütterung im Wildpark oder Gänsehaut beim Hirschröhren

Im Solling und auch anderswo sind Forstleute auch deshalb bemüht, die Erholungsleistung der Wälder in Wert zu setzen. „Wir wollen unsere Schatztruhen öffnen, die Naturschönheiten sichtbarer machen und mit gezielten Angeboten aufwerten“, plant der Forstwissenschaftler und zählt auf, welche Stärken die Region zu bieten hat: „Angefangen bei den jüngsten Gästen bis zu Senioren finden alle Altersgruppen vielfältige Freizeitangebote. Der Wichtelpfad in Sievershausen ist eine unterschätzte Familienattraktion. Hier können sich Kleinkinder mal so richtig im Wald austoben und bei abwechslungsreicher Bewegung authentische Naturerfahrungen sammeln. Oder das Mecklenbruchmoor, das zu jeder Jahres- und Tageszeit anders wirkt, mal bei Frühnebel, mal bei Vollmond oder zur Wollgrasblüte“, bewirbt der Forstamtsleiter Einrichtungen, die ein Naturerleben möglich machen.

Daneben bieten Aussichtstürme, Bohlwege durchs Moor, Erlebnispfade, Wanderwege und Mountainbike-Routen Angebote zwischen Sport und Umweltbildung. Wo sonst könne man noch Exmoor-Ponys oder wilde Heckrinder im Wald antreffen wie im Hutewald Reiherbachtal. „In fußläufiger Entfernung zur Wagenburg Solling befindet sich unser Wildpark Neuhaus. Einheimische Waldbewohner kennenlernen, Wölfen bei der Fütterung zuschauen oder im Herbst eine Hirschbrunft hautnah miterleben – das sind Momente, die Gänsehaut und bleibende Erinnerungen hervorrufen“, schwärmt Wolf Ebeling.

Urlaub auf kurzen Wegen ohne Massentourismus

Und Doreen Verwohlt als Betriebsleiterin hat neben Tagesbesuchern besonders Übernachtungsgäste im Blick. „Gerade klimabewusste Urlauber, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen oder auf das Rad setzen, finden die Naturschätze in erreichbarer Entfernung. Touristiker sprechen von der Wilden-Heimat Solling. Für mich beginnt sie hier in unserer kleinen Siedlung, 500 Meter neben den Gehegewölfen“, schätzt die Neuhäuserin ihre ganz persönliche Heimat. Trotzdem bräuchten ihre Gäste diese Wildnis nicht fürchten. Das eigentliche Wildnisgebiet Solling läge entfernt von Ortschaften tief im Wald versteckt. Das rund 1.000 Hektar große Schutzgebiet ist noch sehr jung. „Forstleute entwickeln daraus einen Urwald von morgen. Zwar leben Wölfe und Luchse auch außerhalb des Wildgeheges in den Wirtschaftswäldern. Die wirkliche Wildnis braucht noch ein paar Jahrhunderte zum Wachsen. Diesen Schatz heben wir für unsere Nachfahren auf“, denkt Doreen Verwohlt an diese und andere Visionen im Wald ihrer Heimat.

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