Auf neuer Eichenholzbrücke trockenen Fußes in die wilden Sollingwälder
Örtliche Unternehmen und Forstwirt-Azubis schaffen Bauwerk und stärken die Region
(Dassel) Das Forstamt Dassel investiert in seine Infrastruktur und belebt einen alten Wanderweg im Solling. Der Lummerke-Rundweg bei Relliehausen ist wieder instandgesetzt. Eine neu gebaute massive Holzbrücke überspannt das Bachbett und verbindet den Parkplatz an der Landstraße 548 mit dem Waldpfad. Unternehmen aus der Region und Forstwirt-Auszubildende aus dem Forstamt Dassel haben den touristischen Wegeschluss ermöglicht. Drei Eichenstämme waren dazu nötig als Spende der Niedersächsischen Landesforsten. Die Bäume aus dem Forstamt Dassel hatte ein Sturm umgeworfen. Das Holztransportunternehmen Bönig GmbH aus Sievershausen lieferte die unversehrten Stämme kostenlos nach Dassel. Dort sägten die Schäferwerke daraus das erforderliche Schnittholz. Auch sie arbeiteten ohne Entlohnung. Anschließend brachte das Fuhrunternehmen die zugeschnittenen Eichenbalken und -bohlen wieder an die Baustelle. Die Auszubildenden Maximilian Hecker, Vinzenz Braun, Lasse Balke, Larissa Schönwald, Stefanie Koch, Toni Lach und Matthi Resa mit ihrem Meister Uwe Reuter formten im Frühjahr aus dem Rohmaterial ein Brückenbauwerk.
Forstamt Dassel baut Brücke mit Partnern aus der Region – Hölzerne Schwelle in die wilden Sollingwälder
Der Wunsch nach Neubau kam aus der örtlichen Bevölkerung. Nach Abriss der maroden Brücke vor drei Jahren verwilderte der Lummerke-Rundweg und wuchs zu. Ein Waldspaziergang am schattigen Bachbett entlang verlor an Attraktivität. Der Sperrbergsparkplatz an der L 548 zwischen Relliehausen und Eschershausen ist bekannt bei Autofahrern und Zweirad-Freunden. Spaziergänger und Besucher der Landesforsten nutzen ihn, um von dort die „Wilde Heimat Solling“ zu erkunden. Diese Bezeichnung aus der Tourismus-Werbung trifft wohl für das nahegelegene Wildnisgebiet Solling am ehesten zu. Das noch junge Schutzgebiet liegt teilweise im Revier Relliehausen und beginnt 2,5 Kilometer hinter dem Parkplatz noch am Albrechtshaus vorbei. Die alte Forstdiensthütte an einer Wegegabelung dient als Pausenplatz. Ein Hinweisschild zeigt Waldbesuchern die Richtung ins Wildnisgebiet, von wo an besondere Regeln gelten.
Forstamtsleiter Johannes Wobst freut sich, dass Unternehmen aus der Holzwirtschaft mit dem Brücken-Projekt die Wanderregion bereichern. „Holztransporteure und –Verarbeiter haben beim Bau Hand in Hand gearbeitet. Unser junges Forstwirt-Nachwuchsteam lernt so die Verarbeitung und Eigenschaften von Holz kennen „, nennt Wobst eine der Anforderungen aus dem Ausbildungsplan. Sie würden die Waldflächen im Forstamt Dassel begründen, pflegen und daraus den Rohstoff Holz für heimische Märkte ernten, so der Forstmann. „Forstwirtinnen und Forstwirte arbeiten in der Urproduktion. Ohne sie gäbe es kein Holz für Brücken, Häuser, Möbel, Fenster und Türen. Die Eichenbrücke ist sozusagen unser Aushängeschild und ein Werbeträger, wofür Holz wichtig ist. Außerdem ist sie ein symbolische Brückenschlag zwischen uns Forstleuten, den hiesigen Unternehmen und den Nutznießern, die unseren Landeswald besuchen“, bewertet der Leiter des Forstamtes Dassel das gelungene Gemeinschaftswerk. Und wer über die Eichenbrücke wandere, befände sich sprichwörtlich auf der Schwelle zur Wildnis, die bachaufwärts begänne, kommentiert Johannes Wobst den Werbeslogan „Wilde Heimat Solling“.
Auszubildende erlernen Holzbau und fertigen Wegeschilder
Revierförster Olaf Müller will die angehenden Forstwirte noch einmal motivieren: „Jetzt fehlt nur noch eine neue Beschilderung am Lummerke-Rundweg. Die sollen unsere Azubis fertigen und anbringen. Wir haben den Wanderpfad freigeschnitten und gemulcht, sowie den Parkplatz hergerichtet“, zählt der Leiter der Försterei Relliehausen auf. Vor Baubeginn waren Genehmigungen vom Landkreis Northeim notwendig. Förster Müller brauchte sowohl eine naturschutzfachliche als auch wasserrechtliche Zustimmung für den Wiederaufbau. Die Brücke steht in einem europäischen Schutzgebiet (FFH-Gebiet) und die wiederverwendeten Sandsteinquader berühren das Bachbett. Der Revierleiter ist sich sicher, dass unbehandeltes Eichenholz und konstruktiver Holzschutz die Brücke langlebig machen. „Nach Anbringen der Schilder ist das Wandergebiet endgültig aufgewertet und der Einstieg ins Wildnisgebiet Solling wieder auf trockenen und leisen Sohlen möglich“, verspricht der Förster vom Relliehäuser Revier.
Hintergrund Forstwirtausbildung
https://www.landesforsten.de/wir/karriere/forstwirtinnen-und-forstwirte/
Der Beruf des Forstwirtes/der Forstwirtin ist ein anerkannter Ausbildungsberuf. Die vielseitige Ausbildung dauert in der Regel drei Jahre.
Forstwirte/Forstwirtinnen arbeiten mit und in der Natur. Sie führen die Arbeiten weitestgehend selbstständig und eigenverantwortlich aus. Das verlangt Verantwortungsbewusstsein und Zuverlässigkeit. Das Pflanzen neuer Wälder, Pflege und Schutz des Waldes gehören genauso zu den Aufgaben eines Forstwirtes/einer Forstwirtin wie die Ernte des umweltfreundlichen, nachwachsenden Rohstoffes Holz. Ein wesentlicher Bestandteil ist die Arbeit mit der Motorsäge. Auch Naturschutzarbeiten an Waldrändern, Gewässern und Biotopen führen Forstwirte/Forstwirtinnen aus.
Die Niedersächsischen Landesforsten stellen jedes Jahr 30 Auszubildende ein, die den Beruf des Forstwirtes/der Forstwirtin erlernen. Ausgebildet wird in 14 Ausbildungsforstämtern, die in ganz Niedersachsen verteilt sind.
Der Einstellungstermin ist jedes Jahr der 1. August.
Das Bewerbungsverfahren findet ein Jahr vor Einstellung statt. Etwa ab August werden die Ausschreibungen für das nächste Jahr in der Regionalpresse oder auf unserer Homepage veröffentlicht.
Unser Foto zeigt von links nach rechts
Forstanwärter Maximilian Ziegeler, Forstamtsleiter Johannes Wobst, Revierförster Olaf Müller Weitere Fotos zeigen den Bau der Brücke im Frühjahr 2025