Baum des Jahres hilft als Pionier bei der Wiederbewaldung

 In Forstamt Clausthal, Forstamt Lauterberg, Forstamt Riefensbeek, Forstamt Seesen, Harz, NFBZ Münchehof, Regionale Presseregion Süd

Die Zitterpappel ist im Harz willkommen

Die Zitterpappel (Populus tremula) gilt als Pionierbaum, der schnell offene Flächen besiedelt und geschädigte Wälder regeneriert: Sie ist von der Baum des Jahrers – Dr. Silvius Wodarz Stiftung zum Baum des Jahres 2026 gekürt worden und erlebt aktuell im Harz eine Renaissance. Im Mittelgebirge wird sie dringend gebraucht undist auf Freiflächen, die nach dem Fichtensterben entstanden sind, gern gesehen. Die auch Aspe oder Espe genannte Baumart breitet sich auf lichten Flächen aus und verbessert durch ihre biologisch gut abbaubare Laubstreu den sauren Nadelwaldboden. Oftmals sind Zitterpappeln die ersten Bäume, die wieder Schatten spenden, für Windruhe sorgen oder vor Frost schützen. Förster sprechen von einem Vorwald, wenn unter den Pionierbäumen empfindliche Baumarten nachwachsen. Diese positiven Eigenschaften nutzen die Niedersächsischen Landesforsten bei der aktuellen Wiederbewaldung. Im Klimawandel kommt daher der Zitterpappel eine besondere Bedeutung zu. Auch deswegen hat die Baum des Jahres – Dr. Silvius Wodarz Stiftung sie ausgewählt.

Die Zitterpappel ist in fast ganz Europa, weiten Teilen Asiens und sogar im nördlichen Afrika heimisch. An die Bodenqualität stellt sie keine hohen Ansprüche. Sie gedeiht am besten auf lockeren, humusreichen, frischen bis feuchten, nährstoff- und basenreichen Sand-, Lehm- und Lößböden und ist vom Tiefland bis in Höhen von 2.000 Metern verbreitet. Besonders häufig begegnet man ihr an Waldrändern, in lichten Wäldern oder als Solitär in offenen Landschaften. Dank ihrer Fähigkeit, sich über Wurzelausläufer zu vermehren, kann sie nach Störungen wie Sturm oder Feuer rasch neue Bestände bilden. Auch ihre leichten, durch den Wind verbreiteten Samen unterstützen die schnelle Ausbreitung.

Schon ein leichter Wind bringt ihre Blätter zum Flirren und verleiht ihr ein fast lebendiges, tanzendes Aussehen. Doch nicht nur ihre Erscheinung macht sie besonders – sie ist auch für viele Tiere und Pflanzen von großer Bedeutung und bietet zahlreichen Arten einen Lebensraum. Mehr als 60 Schmetterlingsarten nutzen ihre Blätter als Futterquelle, Spechte zimmern Höhlen in das weiche Holz, und viele Singvögel finden hier Nahrung. Weil sie die Biodiversität fördert, spielt die Espe in der Forstwirtschaft eine wichtige Rolle. Ihr schlanker Wuchs und die leuchtend gelbe Herbstfärbung machen sie außerdem zu einem beliebten Zier- und Alleebaum. In offenen Agrarlandschaften wird sie gerne gepflanzt, um Winderosion zu verringern.

Vorkommen im Harz

Gezielte Anpflanzungen oder natürliche Vorkommen finden sich im Harz an verschiedenen Stellen, wie beispielsweise im Forstamt Clausthal an der L504 zwischen Altenau und Torfhaus. Auch der WeltWald Harz im Forstamt Riefensbeek beheimatet verschiedene Aspenarten. Auffällig und in größerer Zahl wächst dort die Amerikanische Aspe. Förster Jan-Ole Kropla schätzt die intensive Laubverfärbung. „Das leuchtende Blattgelb lockt Besucher auf den Kanadaweg, wo im Herbst beim sogenannten Indian Summer Birken, Pappeln oder Ahorne im WeltWald um die Wette leuchten“. Kropla pflegt das Arboretum bei Bad Grund, in dem rund 600 Baum- und Straucharten seit 1975 gepflanzt wurden. Andere Standorte, auf denen künftig Zitterpappeln wachsen sollen, untersuchen Forstleute im Rahmen der laufenden Forsteinrichtung. Derzeit planen örtliche Försterinnen und Förster gemeinsam mit Fachleuten aus der Forsteinrichtung die Wiederbewaldung des Harzes. Dabei erfährt der Baum des Jahres eine Wertschätzung, die ihm früher nicht zu Teil wurde. Neben Erlen, Birken, Weiden oder Ebereschen soll sie als Pionierbaum die Wuchsbedingungen für Wirtschaftsbaumarten begünstigen.

Besonders charakteristisch sind ihre rundlichen bis herzförmigen Blätter mit seitlich abgeflachtem Stiel: Sie reagieren selbst auf die kleinste Brise und beginnen zu „zittern“. Zittern wie Espenlaub sagt der Volksmund. Im Frühjahr, noch vor dem Blattaustrieb, erscheinen die Blüten – männliche purpurfarbene und weibliche grünliche Kätzchen. Aus ihnen entwickeln sich kleine Kapselfrüchte, deren watteartige Samen der Wind weit verbreitet.

Unter der Erde ist die Zitterpappel nicht weniger beeindruckend: Ihr weit verzweigtes Wurzelsystem bringt immer wieder neue Triebe hervor, sodass ganze Haine genetisch identischer Bäume entstehen. Ein berühmtes Beispiel ist „Pando“ in Utah (USA), ein gewaltiger Klon der Amerikanischen Zitterpappel (Populus tremuloides), der als größter lebender Organismus der Welt gilt.

Auch für den Menschen war und ist die Zitterpappel von Bedeutung. Ihr Holz ist hell, leicht und gut zu bearbeiten – ideal für Zündhölzer, Sperrholz, leichte Möbel oder die Papierproduktion. In früheren Zeiten nutzte man junge Blätter als Zutat für Salate oder fermentierte sie als Vitamin-C-reichen Ersatz für Sauerkraut. Die Rinde enthält Salicylate, die traditionell gegen Fieber, Schmerzen und rheumatische Beschwerden verwendet wurden.

Mit der Wahl der Zitterpappel zum Baum des Jahres 2026 steht eine Baumart im Mittelpunkt, die auf vielfältige Weise unser Ökosystem bereichert. Ihr lebendiges Spiel im Wind erinnert uns daran, dass Bäume mehr sind als bloße Landschaftselemente – sie sind ein wichtiger Teil der Natur, den es zu bewahren gilt.

Über die Baum des Jahres – Dr. Silvius Wodarz Stiftung

Seit 1989 kürt die Stiftung jährlich den Baum des Jahres, um auf die ökologische, kulturelle und forstwirtschaftliche Bedeutung heimischer Baumarten aufmerksam zu machen. Ziel ist es, das Bewusstsein für den Wert und Schutz unserer Bäume in Wäldern, in Städten und in der Landschaft zu stärken.

Bildunterschrift:

Klone der Amerikanischen Zitterpappel – Pando – größter lebender Organismus der Welt (Bildautor: J. Zapell, Quelle: Baum des Jahres)

 

Bilder zum Download finden Sie HIER

https://baum-des-jahres.de/download/

 

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