Moor soll wieder zu einem Kohlenstoffspeicher werden
Renaturierung im Everstenmoor
(Oldenburg/Neuenburg) Wer dieser Tage durch das Everstenmoor geht, wundert sich vielleicht über Menschen und Maschinen, die dort unterwegs sind und arbeiten. Das Moorgebiet, welches im Eigentum der Niedersächsischen Landesforsten und der Stadt Oldenburg ist, soll nach und nach wiedervernässt werden.
Renaturierung im nördlichen Bereich
„Für dieses Jahr planen wir nördlich des Ansgariustiergartenwegs zwei Maßnahmen: Wir schneiden von Hand zum einen alle Bäume und Bäumchen von der Moorheidefläche, Entkusseln genannt. Das passiert auf etwa vier Hektar. Ein großer Teil des Moorwaldes bleibt unberührt. Zum anderen verschließen wir mit einem Bagger abschnittsweise die großen Entwässerungsgräben entlang der Dämme“, erklärt Linea Kalinowski, Försterin für Waldnaturschutz im Forstamt Neuenburg. Der Entwässerungsgraben entlang der Kavallerieweges wird zum Schutz der dortigen Bebauung weiterhin gepflegt.
Wasser im Boden halten
Ziel ist es, das Niederschlagswasser länger auf den Flächen zu halten. Bäume verdunsten viel Wasser über ihre Blattfläche. Ohne den Baumbewuchs bleibt also mehr Wasser im Boden. Durch das Verschließen der Gräben fließt außerdem weniger bis kein Niederschlagswasser mehr ab. Ergebnis: Die Moorflächen werden wieder nasser und begünstigen so das Wachstum der Torfmoose, welche ein Hochmoor bilden. Dabei speichern sie viel Kohlenstoff.
Information von Betroffenen, Beteiligten und Interessierten
Im Vorfeld informierte das Forstamt die Anwohnenden und die örtlich zuständigen Fachbehörden, Naturschutzverbände, Vereine sowie weitere Interessierte über die geplanten Maßnahmen. Es fanden ein Vortrag und zwei Exkursionen statt, die guten Zuspruch fanden. Jetzt starten die Arbeiten und dauern etwa drei Wochen an. In dieser Zeit kann es zu Wegesperrungen kommen. Das Forstamt bittet um Verständnis und Beachtung.
Hintergrund
Das Everstenmoor ist ein 118 Hektar großer zusammenhängender Hochmoorrest vom ehemals etwa 800 Hektar großen Wildenlohmoor. Ca. 80 % der Flächen gehören den Niedersächsischen Landesforsten und werden vom Forstamt Neuenburg in der Revierförsterei Oldenburg betreut. Die übrigen 20 % gehören der Stadt Oldenburg.
Das Everstenmoor ist seit den 1990er-Jahren als Naturschutzgebiet geschützt. Zusätzlich besitzt es den Schutzstatus als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH-Gebiet) im europäischen Natura-2000-Netz. Es besteht aus verschiedenen Biotopen wie Moorwäldern, nährstoffarmen Gewässern, lebenden Hochmooren oder degradierten Hochmooren. Sie bilden Lebensräume für seltene Tier- und Pflanzenarten wie Sonnentau, Wollgras, Weißes Schnabelried, Moorfrosch, Kreuzotter und seltene Libellen- und Schmetterlingsarten.
Moore sind dauerhaft nasse Lebensräume. Durch den hohen Wasserstand in Mooren werden Pflanzenreste nicht vollständig abgebaut und es kommt zur Bildung von Torf. Moore bedecken etwa 3 % der weltweiten Landfläche und binden dabei 30 % des weltweit gebildeten Kohlenstoffs.
Während intakte Moore als Kohlenstoffsenken fungieren, können sich entwässerte Moorstadien zu Kohlenstoffquellen entwickeln, da sich der Torf hier unter der Abgabe von CO₂ zersetzt. Das Vorhandensein eines ganzjährig hohen Wasserstandes ist also entscheidend für die Kohlenstoffbindung eines Moores.