Ergebnisse der Waldbiotopkartierung und der Forsteinrichtungsinventur

 In Wildnisgebiet Solling

In den Jahren 2021 und 2022 wurden die Flächen des Wildnisgebietes Solling im Rahmen der Waldbiotopkartierung umfassend aufgenommen. Anschließend erfolgte mit der turnusmäßigen Forsteinrichtung im Jahr 2023 neben der Inventur der Waldbestände auch die flächengenaue Planung von Initialmaßnahmen.  Zuvor war bereits im Jahr der Gebietsausweisung (2021) eine Vorab-Inventur durch die Forsteinrichtung durchgeführt worden, um den Umfang möglicher Initialmaßnahmen für die natürliche Waldentwicklung zu ermitteln und eine vorläufige Zonierung des Gebietes vorzunehmen. Auf der Grundlage dieser Informationen konnte zeitnah nach der Ausweisung des Gebietes bereits mit dem Umbau von Fichtenbeständen begonnen werden. Die Ergebnisse der Aufnahmen der Waldbiotopkartierung und der Forsteinrichtung werden im Folgenden dargestellt.

(1) Ergebnisse der Waldbiotopkartierung

Die Waldbiotopkartierung zeigt die Bedeutung des Wildnisgebiets Solling als Wald-Wildnisgebiet: Über 990 Hektar bzw. über 97 Prozent des Wildnisgebietes sind als Waldbiotope erfasst. Dabei dominieren mit knapp 800 Hektar vor allem die bodensauren Buchenwälder, während insgesamt 150 Hektar noch als Nadelbaumforste kartiert wurden. Wege erstrecken sich gegenwärtig auf gut zwölf Hektar im Wildnisgebiet. Im Einzelnen finden sich auf der gesamten Fläche des Wildnisgebietes folgende Biotoptypen (Biotoptypen-Gruppen):

Abbildung 1: Im Wildnisgebiet Solling vorkommende Biotoptypengruppen und Flächenanteile.

Als gesetzlich geschützte Biotope nach § 30 BNatSchG kommen naturnahe Bäche (2 ha), einige Quellen und – in sehr geringem Umfang – Stillgewässer (0,3 ha) vor. Darüber hinaus gibt es auf insgesamt 1,5 Hektar gesetzlich geschütztes Grünland.

Von besonderer Relevanz sind wegen der Zugehörigkeit des Wildnisgebietes zum FFH-Gebiet „Wälder im östlichen Solling“ zudem die vorkommenden FFH-Lebensraumtypen. Diese sind mit folgenden Anteilen und Erhaltungsgraden im Wildnisgebiet zu finden:

Abbildung 2: Im Wildnisgebiet Solling vorkommende Lebensraumtypen (LRT) mit Anteilen und Erhaltungsgrad.

Innerhalb der vorkommenden FFH-Lebensraumtypen sticht der hohe Anteil des LRT 9110 (Hainsimsen-Buchenwälder) hervor, dessen natürliche Entwicklung ganz maßgebliches Ziel bei der Ausweisung des Wildnisgebietes Solling war. Neben den schon bestehenden 794 Hektar wurden Hainsimsen-Buchenwälder bereits auf weiteren 35 Hektar als Entwicklungs-LRT kartiert. Zu sehr geringen Anteilen kommen zudem die LRT 91E0 und 6510 vor. Erstmalig wurde im Jahr 2021 im Gebiet auch ein sehr geringer Anteil des LRT 3260 (Fließgewässer mit flutender Wasservegetation) erfasst.

Der LRT 9110 ist auf Flächen von insgesamt 50 Hektar in einem sehr guten Zustand (Erhaltungsgrad A), auf insgesamt 636 ha in einem guten Zustand (Erhaltungsgrad B) und auf 108 ha in einem mäßigen bis schlechten Zustand (Erhaltungsgrad C):

Abbildung 3: Erhaltungsgrade der im Wildnisgebiet Solling vorkommenden FFH-Lebensraumtypen (Zusammenfassung einzelner Polygonbewertungen).

Die Waldbiotopkartierung im Wildnisgebiet Solling wird turnusmäßig nach zehn Jahren wiederholt.

 

(2) Ergebnisse aus der Forsteinrichtung

Die Inventur der Forsteinrichtung ergänzt die Ergebnisse der Waldbiotopkartierung durch die Erfassung und Dokumentation der Baumarten- und Alterszusammensetzung sowie der vertikalen Struktur der einzelnen Waldbestände. Folgende Ergebnisse lassen sich aus der Forsteinrichtungsinventur ableiten:

Verteilung der Laub- und Nadelwaldbestände im Wildnisgebiet Solling

Analog zu den Ergebnissen der Waldbiotopkartierung sind Laubwälder aktuell auf 85 Prozent der Waldfläche im Wildnisgebiet zu finden, während Nadelbaumbestände heute noch auf 15 Prozent der Fläche vorkommen. Buchenwälder machen dabei mit 81 Prozent den größten Anteil aller Waldbestände aus. Auf knapp 14 Prozent der Fläche waren zum Zeitpunkt der Inventur noch Fichtenbestände zu finden.

Abbildung 4: Bestandestypengruppen (Waldbestände mit dominierender Baumart) im Wildnisgebiet Solling.

Insbesondere die Fichtenwälder des Wildnisgebietes kommen zu 80 Prozent als Reinbestände und zu 20 Prozent als Mischbestände vor. Hingegen sind nur bei einem Fünftel aller Buchenwälder keine Mischbaumarten zu finden. Oft sind Buchenbestände mit Fichte, aber auch mit Eiche gemischt, während in Fichtenmischwäldern zumeist Buche vorkommt.

Abbildung 5 + 6: Zusammensetzung der vorkommenden Buchen- und Fichtenbestände im Wildnisgebiet Solling.

Altersstruktur der Waldbestände im Wildnisgebiet Solling

25 Prozent der Wälder im Wildnisgebiet sind aktuell älter als 160 Jahre (Altersklasse IX und X) und 46 Prozent älter als 140 Jahre (AK XIII bis X). Hierbei handelt es sich nahezu ausschließlich um alte Laubwälder. Neben einem großen Anteil alter Buchenwälder kommen auch noch einige wenige über 180-jährige Eichenwälder vor. Die meisten der vorkommenden Fichtenbestände sind aktuell in der Altersklasse III und IV zu finden, also in einem Alter von 41 bis 80 Jahren.

Abbildung 7: Altersklassenverteilung der Waldbestände im Wildnisgebiet Solling.

Der Nachwuchs – die nächste Waldgeneration

Auf der reichlichen Hälfte der Wildnisgebietsfläche ist Nachwuchs, vor allem von Buche, zu finden (514 ha). Junge Buchen der nächsten Waldgeneration wachsen auf insgesamt 484 Hektar, junge Fichten kommen nach den Aufnahmen der Forsteinrichtung auf insgesamt 24 Hektar nach. Die Anteile anderer Baumarten am Nachwuchs liegen gegenwärtig bei jeweils unter einem Prozent.

Abbildung 8: Im Nachwuchs vorkommende Baumarten und Anteile im Wildnisgebiet Solling.

Baumarten des Unterstandes

Unterstand, also eine unterständige, mit dem Hauptbestand gleichaltrige Baumschicht, die zu höherer Strukturvielfalt führt, kommt nahezu ausschließlich in den Buchenwäldern und auf insgesamt etwa einem Viertel der Wildnisgebietsfläche vor.

Abbildung 9: Als Unterstand vorkommende Baumarten und Anteile im Wildnisgebiet Solling.

Die folgende Karte gibt einen Überblick über die Verteilung der Waldbestände im Wildnisgebiet Solling zum Stichtag 1.1.2024:

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