Landesforsten renaturieren das Sollingmoor Heidelbeerbruch

 In Forstamt Dassel, Forstamt Neuhaus, Regionale Presseregion Süd, Solling

Sievershäuser Straße wegen Materiallagerung zur Moorabdichtung gesperrt

(Silberborn) Die Niedersächsischen Landesforsten wollen den schleichenden Wasserverlust im Heidelbeerbruch stoppen. Das Waldmoor im Solling zwischen Sievershausen und Silberborn soll noch in diesem Sommer abgedichtet und alte Entwässerungsgräben versiegelt werden. Forstleute lassen in den kommenden Wochen die rund 2.500 Meter langen Entwässerungsgräben mit Sägespänen und Mineralboden verfüllen. Das Abdichtungsmaterial lagert neben dem Moor an der Waldstraße. Die Sievershäuser Straße dient als Zuwegung zur Baustelle und als Materiallager. Das Forstamt Dassel sperrt deshalb den Verbindungsweg zwischen den beiden Ortschaften für den öffentlichen Verkehr. Der Waldweg durch das Revier Sievershausen ist ab dem 18. August 2025 voraussichtlich vier Wochen lang nicht befahrbar.

Naturschutz-Försterin und Projektleiterin Anne Wittenberg erläutert das Vorgehen: „Ein großer Berg an Sägespänen, insgesamt 1.500 Kubikmeter, lagert bereits an der Baustraße. Die Holzspäne brauchen wir, um damit rund 1.400 Meter Entwässerungsgräben zu verfüllen. Sägespäne haben eine ähnliche Kapillarwirkung wie ein intakter Torfkörper. Sie lassen das Wasser in der Fläche zum Torfkörper strömen. So funktioniert der Wasserfluss ähnlich dem Urzustand vor dem Bau der Gräben“, erläutert die Fachfrau für Moorrenaturierung bei den Landesforsten. Der Mineralboden aus Buntsandstein kommt an anderen Stellen zum Einsatz. Wo der ursprünglich vorhandene Torf bereits durch die Entwässerung zersetzt ist und in den angrenzenden Randbereichen kommt Erde in die Entwässerungsgräben. Dafür seien rund 2.000 Tonnen Sandsteinerde aus hiesigen Steinbrüchen angefahren und entlang der Sievershäuser Straße abgekippt worden, ergänzt Anne Wittenberg. Diese Menge sei auf 1.150 Meter Länge in der Moorfläche erforderlich. Insgesamt 29 einzelne Entwässerungsgräben würden mit Spänen oder Sandsteinerde zurückgebaut. „Wir bewegen hier richtig viel Material, um die Trockenlegung des Heidelbeerbruches rückgängig zu machen. Verschiedene Spezialmaschinen sind notwendig mit extra niedrigem Bodendruck, um die sensiblen Standorte nicht zu beschädigen“, führt Wittenberg fort. Mehrere Bagger und Raupenfahrzeuge hat sie für den Einsatz bestellt.

Naturschutz, Klimaschutz und Hochwasserschutz gehen Hand in Hand

Den ersten Spatenstich zur Renaturierungen im großen Waldmoor Heidelbeerbruch hatten die Niedersächsischen Landesforsten 2008 getan. Von Beginn an lässt sich das Forstamt dabei von Moorschutzexperten beraten. Der aktuelle Bereich wird nun seit 2024 renaturiert. Vorausgegangen waren Baumfällarbeiten mithilfe einer Seilkrananlage. Die sind inzwischen abgeschlossen und die gefällten Fichten abtransportiert. Nun erfolgt der Verschluss der Entwässerungsgräben. Dies geschieht in Kooperation und mit Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Northeim. Nach Abschluss der jetzt laufenden Rückbau-Maßnahme kann sich der wertvollste Bereich des Heidelbeerbruchs wieder in ein wachsendes Niedermoor entwickeln. Ein wesentliches Ziel der Niedersächsischen Landesforsten ist es, Kohlenstoff zu binden und Wasser zu speichern. „Das gebundene Wasser wird in Trockenperioden den umliegenden Wald kühlen und mit Wasser versorgen. Viele Tier- und Pflanzenarten profitieren von der Aufwertung eines Lebensraumes, der im Solling seit Jahrtausenden charakteristisch war“, ist die Waldökologin überzeugt. Gleichzeitig trägt der Wasserrückhalt auch dazu bei, die Entstehung von Hochwasserereignissen abzumildern. Anne Wittenberg weist daher auch auf eine Parallelbaustelle hin: Im vergleichbaren Zeitraum laufe eine Wiedervernässung im angrenzenden Forstamt Neuhaus. Im dortigen Naturschutzgebiet Kleines Bruch würden in ähnlicher Bauweise Gräben verschlossen, blickt die Forstfrau „über den Zaun“ in das Nachbar-Forstamt, das sie gleichermaßen berät. Dort liegen weitere Moore wie das bekannt Mecklenbruch. Das Kleine Bruch befände sich im Wald zwischen den Ortschaften Neuhaus und Boffzen und gehöre zur Revierförsterei Fürstenberg, beschreibt Anne Wittenberg ihren nächsten Erste-Hilfe-Einsatz zur Wiederbelebung einer Naturlandschaft.

Hintergrund

Die aktuelle Moorrenaturierungsmaßnahme zur Wiedervernässung betreffen die wertvollsten vier Hektar des weitaus größeren Heidelbeerbruchs. Forstleute und Naturschützer wollen eine deutliche ökologische Aufwertung erreichen. Im östlichen Bereich des ehemals über 30 Hektar großen Heidelbeerbruch-Moores haben die ersten Arbeiten bereits im Jahr 2008 stattgefunden. Der westliche Bereich weist nach neusten Untersuchungen aus 2024 Torfauflagen von einem Meter Mächtigkeit auf. Außerdem finden sich hier intakte Torfmoose und schüttende Quellen, die den Start eines wachsenden Niedermoores begünstigen. Ein typisches Grabensystem entwässert das Moor allerdings und führt zu fortlaufendem Torfschwund. Durch Verschluss der Entwässerungsgräben soll nun der wertvollste Bereich renaturiert werden. Es handelt sich laut Gutachten um ein sollingtypisches Hang(quell)moor, für das das bewährte und im Solling typische Renaturierungsverfahren der Zuger Methode (Verfüllung der Gräben mit Sägespänen) empfohlen werden. Die Niedersächsischen Landesforsten haben im Solling bereits über 200 Hektar Moorfläche, zum Beispiel in den Teichwiesen, im Friedrichshäuser Bruch oder im Wildenkiel, erfolgreich renaturiert.

Das Heidelbeerbruch ist ein wichtiger Baustein in der Gesamtstrategie zum Schutz der Moore im Solling. Ursprünglich hatte das Mittelgebirge eine Moorfläche von über 1.000 Hektar, verteilt auf etwa 30 Moore, die in früheren Jahrhunderten fast alle entwässert wurden. Die Forstämter Dassel und Neuhaus arbeiten seit nunmehr 15 Jahren systematisch daran, die wertvollsten Flächen zu renaturieren und haben dafür unter Nutzung von Förderprogrammen rund 3,5 Millionen Euro investiert. 40% der potenziellen Renaturierungsfläche wurden damit bereits in Stand gesetzt. Das im Solling erstmals in Deutschland angewandte Renaturierungsverfahren der „Zuger Methode“ hat sich bewährt und ist mittlerweile eine Standardlösung für ähnliche Flächen in ganz Deutschland.

Die Fotos zeigen die typischen Heidelbeeren, die dem Moor den Namen geben (Autor Anne Wittenberg).

Die Drohnenaufnahme verdeutlicht den fischgrätartigen Verlauf der Entwässerungsgräben (Autor Philipp Küchler)

Fotokollektion zum Download:

https://nlf.pixxio.media/share/1755163787ic2hAqrBVOTGeF <https://nlf.pixxio.media/share/1755163787ic2hAqrBVOTGeF>

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