87.000 Laubbäume für Landeswälder im Emsland
Niedersächsisches Forstamt Ankum nutzt Pflanzsaison für Waldumbau und Renaturierung
(Emsland/Wachendorf/Ankum) Eine breite Baumartenpalette, rund 87.000 Bäume und Sträucher, pflanzt das Forstamt Ankum der Niedersächsischen Landesforsten dieses Winterhalbjahr in den Landeswäldern des Emslandes. Neben dem klimagerechten Waldumbau haben die Forstleute dabei auch ein Augenmerk auf die Renaturierung wertvoller Naturbiotope.
87.000 Laubbäume
Vor allem Rotbuche (43.500 Stück), Roteiche (27.000) und Stieleiche (10.000) bringen die ankumer Waldexperten in den drei emsländischen Revieren Lingen, Freren und Ellbergen in die Wälder ein. Ziel der Forstleute ist es, im Rahmen der Langfristigen, ökologischen Waldentwicklung, kurz LÖWE, den Laubholzanteil in den nadelholzgeprägten Waldbeständen des Emslandes zu erhöhen. Damit wollen sie die Wälder vielfältiger, strukturierter und artenreicher entwickeln.
Von Hand oder mit Maschine
Je nach Größe der Bäume pflanzen sie diese von Hand oder mit Hilfe eines Minibaggers. Ziel ist es immer, die Bäume möglichst bodenschonend zu setzen und ihnen den bestmöglichen Wuchsstart im Wald zu geben. Bei kleineren Pflanzen zäunen die Forstexperten die Flächen, damit vor allem Rehwild nicht die schmackhaften Knospen, vor allem von Stieleichen, frisst. Dieses Problem haben die größeren Bäume nicht, sie brauchen daher keinen Zaun.
LÖWE als Leitbild
In der Försterei Lingen nutzt Revierleiter Moritz Becker die Pflanzzeit, um vor allem einen Teil seiner Waldränder zu gestalten und Moorrandbereiche mit biotoptypischen Baum- und Straucharten zu bepflanzen. „Naturnahe Waldränder zu entwickeln ist Teil unseres LÖWE-Konzeptes. An der Hohenfeldstraße im Lingener Wald wurde ein Streifen von etwa 20 Metern Breite zum Waldrand vor Jahren nicht bepflanzt. Zwischenzeitlich hatte sich hier die Spätblühende Traubenkirsche ausgebreitet. Sie breitet sich in unseren Wäldern leider invasiv aus und ist unerwünscht. Diese haben unsere Forstwirte jetzt runtergemulcht, um die Waldrandgestaltung nachzuholen. Dabei haben sie unter anderem Eberesche, Vogelkirsche, Sanddorn, Pfaffenhütchen, Hartriegel und Hasel gepflanzt“, schildert Moritz Becker die Arbeiten.
Schafwolle schützt Setzlinge
Einen besonderen Schutz für die kleinen Pflanzen hat sich Becker überlegt: Schafwolle schützt die Knospen des Haupttriebes. Zum einen kann Rehwild die Pflanzen durch die Wolle nicht verbeißen. Zum anderen hält der Wollgeruch die Tiere fern. Ein Bambusstab hilft, die Bäumchen wiederzufinden, damit sie nicht aus Versehen bei der Waldrandpflege umgeschnitten werden.
Naturschutz durch Pflanzungen und mehr
Ein anderes Pflanzprojekt in der Försterei Lingen widmet sich der Renaturierung mehrerer Moorschlatts im Wachendorfer Holz, welche als FFH-Gebiet unter einem besonderen Schutz stehen. „Durch Entwässerung, Abtorfung und Bepflanzung mit nicht standortgerechten Stroben und Sitkafichten, sind die Moorschlatts aktuell in einem eher naturfernen Zustand. Das wollen wir die kommenden Jahre ändern. Jetzt haben wir damit begonnen, am Moorrand Erle und Gagel zu pflanzen. Diese beiden Baum- bzw. Straucharten kommen mit den nassen und nährstoffarmen Standortbedingungen gut zurecht und gehören zur typischen Moorrandvegetation“, erläutert Becker.
Der Förster plant für die Zukunft, die Entwässerungsgräben zu schließen. Dadurch bleibt das Wasser in der Fläche. Die Torfmoose können sich wieder entwickeln und so das Hochmoor stabilisieren. Langfristig beginnt das Moor wieder zu wachsen und der höhere Wasserstand stabilisiert damit den im Moor schon gebundenen Kohlenstoff. Somit liefert es einen kleinen Beitrag zur Reduzierung treibhauswirkender Gase.
Hintergrund
Waldränder und ihre Funktion
Waldränder als Übergangszonen zwischen dem Wald und der offenen Landschaft oder anderen waldfreien Biotopen haben eine wichtige Bedeutung. Mit ihrem besonderen Mikroklima bieten sie vielen Pflanzen- und Tierarten einen wichtigen Lebensraum. Die oft linienhafte Ausformung hat eine bedeutende Funktion für den Biotopverbund. Gleichzeitig dienen sie als Nahtstelle im Übergang dem Schutz des Waldes. Intakte Waldränder bieten den dahinterliegenden Waldflächen einen hervorragenden Windschutz.
Die niedersächsischen Landeswälder grenzen auf einer Länge von rund 7.700 km an andere Landnutzungsformen an, davon sind rund 6.200 km Waldaußenränder. Die auf rund 1.400 km vorkommenden Waldinnenränder sind meist dort vorzufinden, wo Wald an Grünland (zum Beispiel Wildwiesen) oder an Gewässer, Moore und sonstige extensiv genutzte Flächen angrenzt. Zählt man die Waldränder aller Lkw-befahrbaren Waldwege hinzu, so steigt die Länge der Waldinnenränder auf über 15.000 km. (Das LÖWE Programm – Niedersächsische Landesforsten)
Die Moorschlatts im Wachendorfer Holz
Das FFH-Gebiet „Moorschlatts und Heiden in Wachendorf“ liegt nordwestlich von Lingen und umfasst einen kleinen Abschnitt des reich strukturierten Dünengürtels, der beiderseits der Ems am Ende der letzten Kaltzeit aufgeweht wurde. Das Gebiet wird dem Naturraum Lingener Land zugeordnet, welcher vorwiegend aus einer flachen Talsandebene besteht.
Eingebettet in Nadelforsten finden sich wertvolle Offenlandbiotope trockener und feuchter Standorte. Während im östlichen Gebietsteil partiell lückig bewachsene Binnendünen mit den charakteristischen Pflanzenarten der Heiden und Magerrasen dominieren, sind es im westlichen torfmoosreiche Übergangsmoore, durchsetzt von nassen Torfmoor-Schlenken und dystrophen, das heißt nährstoffarmen, durch Huminsäuren bräunlich gefärbten Stillgewässern, die das Landschaftsbild prägen.
Einige Heideweiher entsprechen dem Lebensraumtyp der nur mäßig nährstoffreichen Stillgewässer mit Strandlings- oder Zwergbinsenvegetation. Hier finden sich mehrere seltene Pflanzenarten, zum Beispiel die Vielstängelige Sumpfbinse. Die unterschiedlichen Stillgewässer stellen Lebensräume verschiedener mitunter streng geschützter Amphibienarten wie Kreuzkröte und Moorfrosch dar. Von den trockenwarmen, teils verbuschten Heideflächen profitieren überdies die Schlingnatter und die Zauneidechse. (FFH-Gebiet 305 Moorschlatts und Heiden in Wachendorf | Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz)
Bilder (Landesforsten/Schmidt) zum kostenlosen Download finden Sie hier.
Für die Presse bieten wir zu aktuellen Ereignissen und Meldungen Bilder und Texte zum Download an. Die zum Download angebotenen Fotos dürfen nur gemeinsam mit der Pressemitteilung oder dem Thema veröffentlicht werden, mit dem sie in Verbindung stehen und müssen mit einem ungekürzten Urheberrechtsnachweis versehen sein, wie er jeweils an den Abbildungen angeben ist.