Wie ein „lost place“ des Lernens wiederentdeckt wird
Schüler*innen der Waldorfschule Evinghausen e.V. und Niedersächsische Landesforsten erwecken Waldlehrpfad zu neuem Leben
(Uptrup/Ankum) Fleißig bauen 48 Schülerinnen und Schüler der 7. Klassen der Waldorfschule Evinghausen e.V. die alten Tafeln der beiden Lehrpfade auf dem Steinberg in Uptrup bei Bramsche ab. Sie setzen neue Pfähle, pflanzen Bäume und gestalten Inhalte für neue Informationstafeln. Zwei Märzwochen lang ist der Wald ihr Thema. Im Rahmen einer Klassenfahrt in der Heimat gestalten sie zusammen mit dem Waldpädagogikzentrum Weser-Ems der Niedersächsischen Landesforsten einen fast vergessenen Waldlehrpfad neu
Lehrpfade in die Jahre gekommen
Am Steinberg, der zum Niedersächsischen Forstamt Ankum gehört, gibt es sogar zwei alte Lehrpfade. Ein älterer Ameisenlehrpfad der Ameisenschutzwarte Osnabrück e.V. und einen Baumartenlehrpfad aus dem Jahr 2002. „Der Steinberg ist ein beliebtes Naherholungsgebiet. Viele Menschen gehen hier spazieren. Die beiden Lehrpfade liegen seit vielen Jahren quasi im „Dornröschenschlaf“. Die Beschilderung ist kaputtgegangen, vergilbt und eingewachsen. Einen Informationsgehalt haben sie schon lange nicht mehr. Das wollen wir jetzt gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern ändern und bauen den Baumlehrpfad neu auf“, erklärt Hannah Pracht, Försterin für Waldpädagogik im Forstamt Ankum, das von der Bingo Umweltstiftung geförderte Projekt.
Nachhaltig auf Klassenfahrt
„Die Kinder verbringen ihr Forstpraktikum in der 7. Klasse in der Regel als Klassenfahrt mit Arbeitseinsatz. Dieses Mal haben wir uns dafür entschieden, vor Ort zu bleiben. Wir wohnen im Naturfreundehaus Vehrte. Das Mittagessen gibt es in unserer Schule. Alle Wege legen wir gemeinsam mit dem Rad zurück und da kommen gern 20 Kilometer pro Tag zusammen“, beschreibt Ramona Lange, Klassenlehrerin der 7A, die Fahrt. Wichtig ist ihr dabei, dass der ökologische Fußabdruck möglichst klein bleibt.
Eine weitere Besonderheit zeigt sich nicht sofort. Wer aber genauer hinschaut, sieht, dass er nichts sieht. Kein Kind hat ein Smartphone in der Hand. „Wir setzen in den Praktikumsphasen ganz bewusst auf das analoge Lernen. „Learning by doing“ oder, noch treffender in diesem Fall, „learning by nature“. Das ist für viele sehr ungewohnt. Wir erleben aber, dass es den Kindern am Ende zugutekommt“, so Lange weiter.
Ab- und Aufbau aus einer Hand
Die Kinder sind die zwei Wochen über in Kleingruppen eingeteilt. Jede Gruppe kümmert sich um einen anderen Abschnitt des Lehrpfades. Alle anfallenden Arbeiten erledigen die Kinder mithilfe von Forstwirt*innen des Forstamtes Ankum. „Gemeinsam haben wir die alten Lehrpfadeinrichtungen abgebaut und die Bereiche für die neuen Tafeln und Pflanzen freigeschnitten. Jetzt setzen wir die Pfähle für die neuen Tafeln, pflanzen die Baumarten nach, die nicht mehr da sind und versehen sie mit einem Einzelschutz, damit sie in Ruhe wachsen können“, erläutert Marek Hapke, Forstwirtschaftsmeister in Ausbildung, die Arbeiten.
„Wir haben das Arbeitsprogramm für die Schülerinnen und Schüler so gewählt, dass sie einen möglichst abwechslungsreichen Tag haben. Jede Gruppe arbeitet einen halben Tag am Lehrpfad. Die andere Hälfte des Tages gibt es ein waldpädagogisches Programm. Die Themen wechseln dabei jeden Tag. Unterstützt werden wir hier von zertifizierten Waldpädagog*innen und der Jägerschaft Bersenbrück mit ihrem Jägermobil. Außerdem hat jedes Kind eine Baumart zugeteilt bekommen, für welche es den Tafelinhalt gestalten soll. Textlich, aber vor allem bildlich-kreativ. Dafür bekommen sie innerhalb der Gruppen einzelne Nachmittage, an denen sie in der Schule arbeiten. Für das Ende der Klassenfahrt planen wir Waldjugendspiele, um das erworbene Wissen noch einmal zu wiederholen und festigen“, stellt Hannah Pracht die zwei Wochen dar.
Über sich hinauswachsen
Und, wie gefällt es den Kindern? „Es ist anstrengend. Wir hoffen, dass es die nächsten Tage leichter wird, wenn wir uns an die Arbeiten gewöhnt haben“, sagen Greta und Merle. Das tägliche Radfahren und die körperliche Arbeit an der frischen Luft sind für fast alle ungewohnt. „Aber“, so bemerkt Lehrerin Lange, „die Kinder haben hier die Gelegenheit, ihre Grenzen kennenzulernen und über sich hinauszuwachsen. Und, manche sind dann erstaunt, was sie alles so hinbekommen.“
Mit den zwei Wochen endet das Engagement der Schule für den Lehrpfad nicht. „Wir planen eine dauerhafte Kooperation, in der künftige Klassen den Lehrpfad weiter pflegen und nutzen. Damit wollen wir ein nachhaltiges Lernprojekt entwickeln, das die Verbindung junger Menschen zur Natur stärkt. Ganz im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung“, sagt Hannah Pracht.
Bilder (Landesforsten/Schmidt) zum kostenlosen Download finden Sie hier.
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