Einblick in den Waldnaturschutz
Einblick in den Waldnaturschutz: Forstamt Saupark führt NABU-Gruppe Springe durch einen der ältesten Naturwälder Niedersachsens
(Springe) Das Forstamt Saupark der Niedersächsischen Landesforsten hat die NABU-Gruppe Springe zu einer Exkursion in den Naturwald Meinsberg eingeladen. Gemeinsam erkundeten die Teilnehmenden den alten Naturwald und erhielten dabei spannende Einblicke in die Naturschutzarbeit der Landesforsten.
Der Naturwald Meinsberg bei Springe ist der älteste ausgewiesene Naturwald des Forstamtes Saupark. Bereits 1972 wurde die ersten Bereiche dieses Gebiets unter besonderen Schutz gestellt. Auf rund 130 Hektar, was einer Fläche von rund 150 Fußballfeldern entspricht, entwickeln sich hier Eichen- und Buchenwälder ohne forstliche Nutzung. Viele der dort wachsenden Bäume erreichen Alter und Dimensionen, die in bewirtschafteten Wäldern selten sind. Besonders charakteristisch ist die große Menge an Totholz, die zahlreichen Tier-, Pilz- und Pflanzenarten Lebensraum bietet. Der Meinsberg dient zudem als wichtiges Referenzgebiet für Wissenschaft und Forstwirtschaft, um natürliche Waldentwicklungen besser zu verstehen.
Forstamtsleiter Christian Boele-Keimer, Revierleiter Sven Pukallus und Naturschutzförster Heiko Brede führten die Gruppe durch verschiedene naturschutzfachlich bedeutende Bereiche des Naturwaldes. Die Teilnehmenden erfuhren mehr über Maßnahmen zum Erhalt und zur Förderung der Artenvielfalt, den Umgang mit Alt- und Totholz sowie die Bedeutung naturnaher Waldentwicklung. Während der Exkursion zeigte das Forstamt sowohl jüngere – 1997 als Naturwald ausgewiesene Bereiche, die sich ohne forstliche Eingriffe entwickeln, als auch die historischen Flächen, die bereits 1972 als Naturwald ausgewiesen wurden. Diese älteren Bereiche bieten wertvolle Einblicke in die langfristige natürliche Waldentwicklung und zeigen eindrucksvoll, wie vielfältig und strukturreich sich Wälder über Jahrzehnte hinweg entwickeln können. Der direkte Vergleich der verschiedenen Entwicklungsstadien verdeutlichte anschaulich den hohen naturschutzfachlichen Wert dieser Flächen.
Im Mittelpunkt der Exkursion standen Themen wie Lebensraumvielfalt, natürlicher Zerfall und die Bedeutung alter Wälder für seltene Tier- und Pflanzenarten. „Der Naturwald Meinsberg ist ein herausragendes Beispiel wie sich Natur ohne menschliche Eingriffe entwickelt– und wie wir gezielt Lebensräume schützen und fördern können“, erklärte Naturschutzförster Heiko Brede „In Naturwäldern, wie hier am Meinsberg, zeigen sich natürliche Prozesse, die sonst kaum noch zu beobachten sind – etwa die Entwicklung alter Baumriesen, der natürliche Zerfall und die Rückkehr seltener Arten. Diese Vielfalt ist für uns ein Schatz, den wir bewahren, fördern und verstehen wollen.“
Ein zentrales Thema der Exkursion war zudem das LÖWE-Programm (Langfristige Ökologische Waldentwicklung), das seit 1991 die Leitlinie für die nachhaltige und naturnahe Bewirtschaftung des Landeswaldes bildet. Das Programm zielt darauf ab, stabile, arten- und strukturreiche Wälder zu entwickeln, die die Schutz-, Nutzungs- und Erholungsfunktionen des Waldes in Einklang bringen.
Waldnaturschutz und nachhaltige Forstwirtschaft im Einklang
Trotz der beeindruckenden Naturwunder, die sich in Naturwäldern wie dem Meinsberg zeigen, bleibt die nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern ein wichtiger Bestandteil der Arbeit der Niedersächsischen Landesforsten. Holz ist ein nachwachsender, regionaler Rohstoff, der für den Klimaschutz, den Wohnungsbau und viele Alltagsprodukte von Bedeutung ist. „Unser Ziel ist es, Schutz und Nutzung in Einklang zu bringen“, betont Forstamtsleiter Christian Boele-Keimer. „Neben ungenutzten Wäldern in denen wir forschen um von der Natur zu lernen, bewirtschaften wir unsere übrigen Wälder naturnah, um sowohl wertvolle Lebensräume zu erhalten als auch den wichtigen Rohstoff Holz nachhaltig bereitzustellen.“ Das LÖWE-Programm der Landesforsten sorgt dafür, dass diese Balance gelingt – mit artenreichen und klimastabilen Wäldern für kommende Generationen.
Der Austausch zwischen den Forstleuten und den NABU-Mitgliedern war rege und von großem Interesse geprägt. Beide Seiten betonten die Bedeutung einer engen Zusammenarbeit von Forstwirtschaft und Naturschutz.
Hintergrund:
Die Niedersächsischen Landesforsten bewirtschaften rund 330.000 Hektar Landeswald nach dem Grundsatz der multifunktionalen Forstwirtschaft. Naturschutz spielt dabei eine zentrale Rolle. Allein über 75.000 Hektar Wald stehen unter besonderem Schutz – etwa als Naturwälder, Natura-2000-Gebiete oder Waldreservate.
Was ist ein Naturwald?
Naturwälder sind Waldflächen, auf denen auf jede forstliche Nutzung dauerhaft verzichtet wird. Sie entwickeln sich ohne direkte, unmittelbare Eingriffe des Menschen. Ziel ist es, ursprüngliche Waldstrukturen, natürliche Artenzusammensetzungen und typische Lebensräume zu erhalten oder wieder entstehen zu lassen. Alt- und Totholz, stehende und liegende Stämme sowie eine natürliche Verjüngung prägen das Bild. Naturwälder bieten Rückzugsräume für seltene Arten, fördern die Biodiversität und leisten einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz. Gleichzeitig dienen sie der Forschung, um natürliche Waldprozesse und die Dynamik ungenutzter Wälder zu untersuchen.
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