Feuer und Wasser – Studierende erforschen vergessene Moorlandschaften in Rüstje
(Rüstje/Harsefeld) Mitte Mai begaben sich Studierende der Universität Göttingen auf eine spannende Spurensuche in die Vergangenheit norddeutscher Landschaften. Im Rahmen des FOLL-Projekts (ForschungsOrientiertes Lehren und Lernen) „Feuer und Flamme für die Lüneburger Heide“ untersuchten sie mehrere kleine Schlattmoore in der Revierförsterei Rüstje der Niedersächsischen Landesforsten. Begleitet wurden sie von Prof. Dr. Behling, einem Experten im Bereich der Pollen- und Sporenanalyse und Landschaftsgeschichte der Universität Göttingen, sowie dem Moorfachmann Dr. Hans-Bert Schikora von der Ökologischen Station Ostetal (ÖNSOR).
Die Gruppe – bestehend aus vier Studierenden der Studiengänge Biologie, Biodiversität und Ökologie – wurde außerdem vor Ort von Vertreterinnen und Vertretern der Niedersächsischen Landesforsten (NLF) unterstützt: Revierleiterin Melanie Offermanns, Anwärter Leon Kitzig sowie Birte Riechers, Försterin für Waldökologie & Naturschutz.
Im Fokus der Untersuchungen standen Bohrkerne aus den kleinen, aber ökologisch äußerst bedeutsamen Mooren. Mittels Holzkohlepartikel- und Pollenanalysen wollen die Studierenden herausfinden, wie sich die Heideflächen in der Region historisch entwickelt haben – insbesondere, welche Rolle Feuer dabei spielte. Die zentrale Forschungsfrage: Gab es zuerst Feuer, das zur Entstehung von Heiden führte, oder begünstigte die Heide als Vegetationsform die Ausbreitung von Bränden?
Bedeutung für Wissenschaft und Praxis
Das Projekt knüpft an eine langjährige und fruchtbare Zusammenarbeit zwischen der Universität Göttingen und den Niedersächsischen Landesforsten an. Ziel ist es, nicht nur wissenschaftliche Erkenntnisse zur Landschaftsentwicklung zu gewinnen, sondern auch Impulse für die heutige Heidepflege und Moorrenaturierung abzuleiten.
„Gerade im Forstamt Harsefeld befinden sich noch zahlreiche dieser vergessenen „‘kleinen Waldmoore‘. Einige wurden in den letzten Jahren bereits erfolgreich renaturiert – durch das Entfernen aufwachsender Bäume und das Abdichten von Entwässerungsgräben“, so Birte Riechers. Infolge dieser Maßnahmen haben sich typische Moorarten wie Torfmoose wieder angesiedelt und erste Flächen zeigen ein langsames, aber stetiges Wachstum des Moorkörpers.
Hintergrund
Waldmoore – also Moorstandorte innerhalb von bewaldeten Gebieten – spielen eine bedeutende Rolle für den Wasserhaushalt und das Binnenklima der Region. Trotz ihrer ökologischen Relevanz wurde ihnen in der Vergangenheit wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Der Grund: Sie sind meist kleinflächig, eingebettet in Waldlandschaften und wirtschaftlich wenig relevant. Doch ihre Torfkörper speichern enorme Wassermengen und wirken ausgleichend in Trockenzeiten.
Viele dieser Moore wurden in der Vergangenheit – ähnlich wie landwirtschaftlich genutzte Flächen – entwässert. Der ökologische Zustand ist daher oft kritisch. Ohne gezielte Maßnahmen droht ein Verlust dieser einzigartigen Biotope. Die gewonnenen Daten aus dem Projekt liefern wertvolle Hinweise über die historische Nutzung und klimatische Entwicklungen der Region – ein Wissen, das für künftige Renaturierungsmaßnahmen von unschätzbarem Wert ist.
Fotos (Schikora/ÖNSOR) zum kostenlosen Download finden Sie hier.
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