Projekt: Streuobstwiese unter Hochspannungsleitung

 In Forstamt Rotenburg, Regionale Presseregion Nordost

Niedersächsischen Landesforsten legen gemeinsam mit Kooperationspartnern Streuobstwiese unter 110 KV Hochspannungsleitung in Kirchlinteln an

(Kirchlinteln) Am 2. Februar dieses Jahres fand in der zum Forstamt Rotenburg gehörenden Revierförsterei Diensthop eine gemeinschaftliche Pflanzaktion mit zahlreichen Kooperationspartnern statt. Die Niedersächsischen Landesforsten haben gemeinsam mit den NABU Gruppen Kirchlinteln und Verden, der BUND Kreisgruppe Verden, der von der Lebenshilfe Rotenburg – Verden betriebenen Gärtnerei „Blume & Co“, der Schülerfirma Schule am Lindhoop, der Firma Masterrind GmbH und den Forstunternehmern Immo Hunder und Andrè Leube neunzig Obstbäume gepflanzt. Ziel ist die Anlage einer ökologisch hochwertigen Streuobstwiese auf einer sonst nicht genutzten Fläche unter der Hochspannungsleitung der Deutsche Bahn (DB) Netze.

Die künftige, fast einen Hektar große, Streuobstwiese ist ein Teil des zu den Niedersächsischen Landesforsten gehörenden Forstortes Lindhoop. Die Fläche liegt zwischen Kirchlinteln und Verden, sie grenzt fast unmittelbar an die Gärtnerei Blume & Co sowie der Masterrind GmbH an.

Michael Müller, Leiter der Revierförsterei Diensthop freut sich: „Diese Streuobstwiese unter der Leitungstrasse ist eine ökologische sinn- und wertvolle Aufwertung. Der Betreiber der Stromleitung musste bislang den aufkommenden Aufwuchs an Bäumen und Sträuchern in regelmäßigen Abständen herunter mulchen, das heißt klein hacken, damit die Bäume nicht hoch in die stromführende Leitung wachsen. Ohnehin standen hier überwiegend nur Spätblühende Traubenkirschen, eine invasive Art, die sich in unerwünschter Weise stark in unseren Wäldern ausbreitet. Die neu gepflanzten Obstgehölze werden nicht so groß, sodass sie auch später nicht mit der Stromleitung kollidieren. So kann sich ein dauerhafter Bewuchs mit alten Obstsorten etablieren, der Boden sich erholen und die Früchte werden im Herbst nicht nur die Waldbesucher erfreuen. Eine echte Win-win-Situation für Natur und Mensch“.

Hauke Klattenberg, Förster für Waldökologie und Naturschutz im Forstamt Harsefeld, ergänzt: „Streuobstwiesen sind alte Kulturgüter, die jedoch immer seltener werden. Sie sind wichtig als Lebensräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Siebenschläfer oder verschiedene Fledermausarten lieben diese Flächen; zahlreiche Insekten profitieren von der Blüte und dem Fallobst. Außerdem erhalten und fördern wir an dieser Stelle alte regionale Obstsorten, die übrigens vom Gärtnerhof Badenstedt stammen. Bei der Auswahl der insgesamt 34 Sorten haben wir auf alte Obstgehölze und Wildobstgewächse zurückgegriffen, die für das Land Niedersachsen oder für die hiesige Region typisch sind. Es finden sich Sorten mit dem klangvollen Namen wie der Altländer Pfannkuchenapfel, die Goldparmäne, neben der Kirchensaller Mostbirne oder der Hauszwetsche Schraderhof“.

Nach dem letztmaligen Heruntermulchen des aufwachsenden Baum- und Strauchbewuchses durch die Deutsche Bahn wurden im Abstand von sechs mal acht Metern mit einem Bagger die Pflanzlöcher angelegt. „Die Bagger-Pflanzlöcher haben den großen Vorteil, dass der durch das regelmäßige Befahren mit schwerem Gerät verdichtete Boden wieder aufgelockert wird, um den Obstbäumen ein besseres Anwachsen zu ermöglichen, aber es wurde dadurch auch die eigentliche Pflanzung sehr erleichtert“, erläutert Michael Müller.  So mussten die kräftigen, bereits etwa zwei Meter großen Obstgehölze von den Pflanzern lediglich in das vorbereitete Pflanzloch gestellt, mit Mutterboden angefüllt und festgetreten werden. Das vollständige Verfüllen der recht großen Pflanzlöcher hat ein Schaufellader übernommen. Im letzten Schritt wurden von den fleißigen Helfern noch Gießringe angelegt, diese mit Holzhackschnitzeln angefüllt, die Bäume mit Hornspänen als erste Nährstoffgabe versorgt, gewässert, an zwei Pfähle angebunden und mit einer sogenannten Drahthose, einem um den einzelnen Baum reichenden Drahtzaun, vor Wildverbiss und Schäle geschützt.

Auf der Fläche sollen zwischen den Pflanzreihen noch sogenannte Blühstreifen angelegt werden. Es werden blüh- und nektarreiche Pflanzen wie Kleearten, Phacelia, Kornblume, Wegwarte und Klatschmohn ausgesät, ausschließlich regional angepasstes Saatgut. Dadurch wird ein weiterer Schutz von Insektenarten, die sonst eher im Offenland und weniger im Wald vorkommen, geleistet. Darüber hinaus wird am Übergang der Stromtrasse zum Wald ein Waldrand mit heimischen Baum- und Straucharten der Region, wie Weißdorn, Pfaffenhütchen, Hundsrose, Wildapfel, Wildbirne und Vogelkirsche gestaltet.

Hauke Klattenberg freut sich: „Neben den Naturschutzaspekten bietet die Fläche später auch etwas für das Auge und das sensible Ohr der Waldbesucher. Der Blütenteppich des Blühstreifen und die Obstblüte werden wunderschön anzuschauen sein und auf jeder Blüte wird es summen und brummen“.

Michael Müller ergänzt: „Als Abschluss des Projektes wird an dem über die Fläche führenden Hauptwanderweg später noch eine Informationstafel mit viel Wissenswertem zu dem Projekt aufgestellt. Der Interessierte kann sich dann über Kooperationspartner, hier verwendete Obstsorten und den Pflanzplan informieren“.

Beitragsbild: Wolf Lampe (vorne) und Michael Rudek, NABU Kirchlinteln, bei der Pflanzung. Jeder Kooperationspartner ist genau eingewiesen und kennt die nötigen Arbeitsschritte zum Gelingen des Projektes  (Fotos: Sierk / Niedersächsische Landesforsten)

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