Klänge der Natur und großartige Spende!
Benefitkonzert in Naturschutz- und Wiederbewaldungsprojekt
Göttinger Studierende veranstalteten am Samstagabend, 22. Juli 2023 ein Benefizkonzert für ein Naturschutz- und Wiederbewaldungsprojekt der Nüll-Interessenforst. „Klänge der Natur – sprich zu der Erde, dass sie dich hört (Hi 12,8)“ lautete der Titel, zu dem in die Universitätskirche St. Nikolai eingeladen wurde. Die Bänke und die Empore waren gefüllt. Über 170 Besucher waren zu Gast, um der Chor- und Orchestermusik der ca. 40 Studierenden aller Fachrichtungen der Studentischen Musikwerkstatt Göttingen zuzuhören.
Neuer Glanz für altbekannte Melodien
Der Chor eröffnete das Konzert mit dem schwedischen Lied „Aftonen“, von Hugo Alfvén und nahm das Publikum hinein „ins abendliche Meer, so still und rein. Durch Tal und grüne Hügel, wo des Waldes Echo über den Auen erklingt“. Besondere Aufmerksamkeit erhielten zwei Volkslieder. Der Psychologiestudent Bente Hinkenhuis schrieb einen eigenen Satz zum Volkslied „Kein schöner Land“ und Theologiestudent Jonas Hiese schrieb eigenhändig ein Arrangement für Chor und Orchester zum Volkslied „Der Mond ist aufgegangen“. Eindruck hinterließ die „Somerset Rhapsody“, von Gustav Holst, die das Orchester sehr gut gelungen interpretierte, sodass einem die weiten Naturlandschaften vor Augen gemalt wurden. Atmosphärische Höhepunkte waren das bulgarische Lied „Polegnala e Todora“, von Filip Kutev, gesungen von Sopran- und Altstimmen sowie von Tenor- und Bassstimmen „Schöne Nacht“, von Wilhelm Nagel. Neben weiteren Liedern wurde das Programm gerahmt mit Klängen aus der Romantik von Felix Mendelssohn Bartholdy und Johannes Brahms.
Bäume pflanzen für den Wald von morgen
Zur Halbzeit des in etwa eine Stunde dauernden Konzerts präsentierten die junge Försterin Maren Ammer, Niedersächsische Landesforsten und der junge Forst- und Landwirt Patrick Deppe, Vorstand der Nüll-Interessenforst in einem Interview den Benefizzweck. Herr Deppe berichtete, dass vor mehr als fünfhundert Jahren ein Adliger seine Schuld bei den Einwohnern von Hörden am Harz, Landkreis Göttingen beglichen hat, indem er ihnen Wald auf dem Bergrücken mit Namen Nüll zusprach. Diese in 54 Anteile geteilte, 9ha große Waldfläche ist heute die Nüll-Interessenforst. Die Dürre der letzten Jahre und das hohe Borkenkäferaufkommen haben einen 44-jährigen Fichtenbestand zerstört, sodass jetzt nur noch Kahlfläche vorzufinden ist. „Dem Wandel der klimatischen Bedingungen bewusst“, sagt Deppe, „müsse man bei der Neupflanzung nun die richtigen Konsequenzen ziehen“. Dankbar sei er da um die Beratung durch Försterin Maren Ammer. Sie erzählt uns, dass geplant sei, einen naturnahen und klimaangepassten Mischwald an die Stelle zu pflanzen. „Einst sei im Harz ein Buchenmischwald anzutreffen gewesen. Über die Jahrhunderte verschwand dieser Wald durch Rodungen erst für den Bergbau, dann für den nationalsozialistischen Krieg und die anschließenden Reparationszahlungen. Stattdessen pflanzte man die schneller wachsende Fichte, zum Preis einer verarmenden Artenvielfalt und einer hohen Anfälligkeit gegenüber Schädlingen wie dem Borkenkäfer“, erklärt Försterin Maren Ammer. Patrick Deppe erzählt von dem Engagement der Mitglieder der Interessenforst, die Fläche aus eigener Kraft mit Buchen und anderen Baumarten wieder zu bepflanzen. „Nun geht es um die Gestaltung eines 25 m x 100 m breiten Waldrandes“, ergänzt Maren Ammer. In einem stufenartigen Aufbau von Büschen hin zu kleineren Bäumen hat dieser die Funktion einerseits die dahinterliegenden Bäume vor Stürmen zu schützen und andererseits durch ein breites Nahrungsangebot einen artenreichen Lebensraum für die Tiere des Waldes zu bieten. Es sollen unter anderem Kirsche und Hartriegel, Edelkastanie und Pfaffenhütchen gepflanzt werden. Darüber hinaus bedeutet jede Neupflanzung, dass CO₂ aus der Atmosphäre gebunden wird. Weil für die kleine Nüll-Interessenforst die Förderprogramme des Landes Niedersachsen nicht greifen, war die Freude groß, als die Idee eines Benefizkonzerts entwickelt wurde. Die Spenden werden zu 100 % in die Anschaffung der Pflanzen investiert. Gemeinsam werden Hördener und die Göttinger Studierenden im Herbst in einer Pflanzaktion den neuen Wald anlegen.
Überragende Spende und geselliges Beisammensein
Nach minutenlangem Applaus luden die Studierenden zum geselligen Beisammensein im Portal ein. Bei Erdbeerbowle und Apfelschorle konnten die Besuchenden sich an der Infowand mehr zum Projekt informieren und ihre Fragen an die Vorstände der Nüll-Interessenforst und Försterin Maren Ammer wenden. Überwältigend war das überragende Spendenaufkommen von 1501,46 €! Ein Dankeschön von Herzen an dieser Stelle an alle Spendenden! Damit ließen sich über 500 Bäume/Büsche pflanzen, so Maren Ammer. Patrick Deppe resümierte: „Gewinner an diesem Abend sei der Wald!“
Besonderen Dank gilt Herrn Prof. Dr. Florian Wilk, Universitätsprediger von St. Nikolai, der das Projekt von Stunde eins unterstützt hat sowie Jens Wortmann, Leiter der Universitätsmusik Göttingen, der mit seiner Expertise zur Seite stand. Mit diesem Rückhalt hatten die Studierenden die vergangenen drei Monate in Eigenregie geprobt und das Konzert ausgearbeitet. Aus der Freude am gemeinsamen Musizieren und dem Willen gemeinnützig in die Gesellschaft hineinzuwirken, entstand die Idee zum Benefizkonzert.