Moorrenaturierung als Schulprojekt
Helene-Lange-Schule pflegt Everstenmoor der Niedersächsischen Landesforsten
(Oldenburg/Wildenloh/Neuenburg) Ein sonniger Tag bricht über dem Everstenmoor, östlich von Oldenburg an. Es ist etwas kühl, aber so richtig fühlt sich die Luft noch nicht nach Herbst an. Etwa zwanzig Schülerinnen und Schüler des 10. Jahrgangs der Helene-Lange-Schule aus Oldenburg stehen ausgestattet mit Gummistiefeln, Astscheren und Handsägen bereit. Gemeinsam mit dem Team des Forstamtes Neuenburg der Niedersächsischen Landesforsten wollen sie das Everstenmoor pflegen.
Weniger Bäume, mehr Moor
„Wir wollen dem Moor helfen, sich wiederzuvernässen. Wasser ist zur Zeit genug da, aber die vielen Birken, die hier wachsen, saugen es auf und verdunsten es. Deswegen müssen wir die Bäume runterschneiden, damit das Wasser im Boden bleibt“, erklärt Linea Kalinowski, Försterin für Waldnaturschutz beim Forstamt Neuenburg, den Jugendlichen.
Nach dieser Einleitung schreiten die jungen Menschen zur Tat. Es wird gesägt, geschnitten und transportiert. Bald bildet sich eine menschliche Transportkette für die Bäumchen. Diese sollen möglichst gebündelt am Rand der Offenflächen abgelegt werden. Das Gehen auf der unebenen und weichen Fläche, ist recht schwierig.
Moorprojektwoche
Cornelia Zappetti, Lehrerin und Schulbeauftragte für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) kommt der Arbeitseinsatz sehr gelegen: „Unser Schüler-Lehrer-Chor ‚Chorason‘ hat eine Konzertreihe mit Musik rund um das Thema ‚Moor‘ gegeben. Die Einnahmen sollten für ein thematisch passendes, nachhaltiges Projekt verwendet werden. So haben wir eine Projektwoche geplant, die sich mit Moor beschäftigt. Dabei betrachten wir diese Landschaft aus ökologischer, künstlerischer und gesellschaftspolitischer Perspektive. Dass es fast zeitgleich eine Anfrage der Landesforsten zu einem Moorpflegeprojekt gab, passte perfekt ins Konzept.“
Praxisnahes Lernen
Insgesamt 90 Schülerinnen und Schüler aus den vier 10. Klassen sind die Woche über im Moor. Die Organisation übernimmt das Waldpädagogikzentrum Weser-Ems. „Wir stellen das Werkzeug und begleiten die Jugendlichen während der Arbeitsphase. Außerdem vermitteln wir Wissen rund um das Thema Moor und Moorrenaturierung“, berichtet Imke Reiners, Försterin für Waldpädagogik. Wichtig ist ihr, dass die jungen Menschen einen praxisnahen Eindruck von der Moorpflege bekommen.
Olivia und Philine sind fleißig zugange. Gemeinsam bearbeiten sie ein Stück der Moorfläche, schneiden die Bäumchen möglichst tief ab und tragen sie an den Flächenrand. „ich finde die Arbeit hier sehr spannend. Sie macht Spaß und es ist ein gutes Gefühl dem Moor zu helfen“, sagt Olivia. Philine stimmt ihr zu und ergänzt: „Das Moor habe ich mir aber ganz anders vorgestellt, viel matschiger.“ Beide finden, dass der beste Natur- und Klimaschutz der praktische ist. Anpacken, etwas verändern und nicht bloß darüber reden.
Klassengemeinschaft stärken
Als Projekt stärkt der Arbeitseinsatz außerdem die Klassengemeinschaft. „Wir sind mit den Schülerinnen und Schüler diese Woche viel unterwegs. Ein Besuch im Moor- und Fehnmuseum Elisabethfehn ist geplant sowie einer im Landesmuseum Natur und Mensch in Oldennburg. Darüber hinaus sollen die Jugendlichen ihre Eindrücke in Form von Plakaten darstellen. Diese präsentieren wir am Ende der Woche, so dass die Schulgemeinschaft an der Projektwoche teilhaben kann“, führt Cornelia Zappetti weiter aus.
Alle Beteiligte sind sich einig, dass diese praktische Form des Lernens sehr wichtig und bereichernd ist. Die jungen Menschen eignen sich Wissen an, lernen aber auch viel über und für sich. Daran wollen alle Projektbeteiligten anknüpfen und kommen gern wieder zusammen.
Hintergrund
Das Everstenmoor ist ein 118 Hektar großer zusammenhängender Hochmoorrest vom ehemals etwa 800 Hektar großen Wildenlohmoor. Ca. 80% der Flächen gehören den Niedersächsischen Landesforsten und werden vom Forstamt Neuenburg in der Revierförsterei Oldenburg betreut. Die übrigen 20% gehören der Stadt Oldenburg.
Das Everstenmoor ist seit den 1990er-Jahren als Naturschutzgebiet geschützt. Zusätzlich besitzt es den Schutzstatus als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH-Gebiet) im europäischen Natura-2000-Netz. Es besteht aus verschiedenen Biotopen wie Moorwäldern, nährstoffarmen Gewässern, lebenden Hochmooren oder degradierten Hochmooren. Sie bilden Lebensräume für seltene Tier- und Pflanzenarten wie Sonnentau, Wollgras, Weißes Schnabelried, Moorfrosch, Kreuzotter und seltene Libellen- und Schmetterlingsarten.
Moore sind dauerhaft nasse Lebensräume. Durch den hohen Wasserstand in Mooren werden Pflanzenreste nicht vollständig abgebaut und es kommt zur Bildung von Torf. Moore bedecken etwa 3% der weltweiten Landfläche und binden dabei 30% des weltweit gebildeten Kohlenstoffs.
Während intakte Moore als Kohlenstoffsenken fungieren, können sich entwässerte Moorstadien zu Kohlenstoffquellen entwickeln, da sich der Torf hier unter der Abgabe von CO2 zersetzt. Das Vorhandensein eines ganzjährig hohen Wasserstandes ist also entscheidend für die Kohlenstoffbindung eines Moores.
Seit 2023 renaturiert das Forstamt Neuenburg seine Flächenanteile im Everstenmoor u.a. durch Kammerung von Entwässerungsgräben und Gehölzentnahmen auf den Moorflächen.
Bilder (Landesforsten/Schmidt) zum kostenlosen Download finden Sie hier.
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