Eichen im Schimmerwald von Trockenheit und Prachtkäfer geschädigt
Landesforsten fällen Gefahrenbäume
Holz für Fachwerksanierung im Mühlenmuseum, zum Hochwasserschutz und für Wasserbau im Hamburger Hafen
(Clausthal-Zellerfeld) Das Niedersächsische Forstamt Clausthal fällt derzeit kranke Eichenbäume im Schimmerwald bei Bad Harzburg. Die Forstarbeiten dauern voraussichtlich rund drei Wochen und betreffen weite Bereiche des Waldgebietes nahe Stapelburg im Nordharz. Mehrjährige Trockenheit und der Befall von Eichenprachtkäfern haben rund hundert Bäume geschädigt. Zum Schutz der Waldbesucher und um die Ausbreitung der Insekten auf gesunde Eichen zu verhindern, werden abgestorbene und geschädigte Bäume aus dem Waldgebiet gebracht. Das Holz wird im Mühlenmuseum Gifhorn für die Fachwerksanierung gebraucht. Weiterhin dienen die Schimmerwald-Eichen dem Hochwasserschutz an Deichen und Ufern von Aller und Oker. Außerdem eignet sich das Harzer Hartholz für Hafen- und Wasserbauten im Hamburger Hafen. Die Eichenbalken sollen dort als Beplankung Kaimauern und Schiffskörper schützen.
Klimawandel verursacht Trockenschäden und begünstigt Insektenbefall
Revierförster Markus Thieme blickt mit Sorge in seinen Schimmerwald. Eichen gelten als trockenheitsbeständig und wurzeln tief. Die Folgen der fünf Trockenjahren seit 2018 sieht der Forstmann jetzt vermehrt an der Eiche. „Die alten Bäume können sich nicht mehr an den Klimawandel anpassen und verdursten regelrecht in niederschlagsarmen Sommermonaten. Insekten profitieren von der Erderwärmung und breiten sich weiter aus. Geschwächte Eichen werden dann besonders häufig vom Eichenprachtkäfer befallen, der den Absterbeprozess einleitet“, beschreibt der Leiter der Försterei Radauberg. Er bittet Besucher in den kommenden Wochen auf andere Waldgebiete auszuweichen. Anfang Februar hofft Revierleiter Thieme die Absperrungen entfernen zu können, mit denen der Gefahrenbereich während der Baumfällungen gesichert wird. Die Holzerntearbeiten dienen der Verkehrssicherung und dem Schutz der verbleibenden Eichen. Marcus Thieme hat ein örtliches Forstunternehmen mit den Arbeiten beauftragt. Stamm- und Kronenteile, die nicht verwertbar sind, bleiben im Wald liegen. Das Totholz bereichert die Artenvielfalt und fördert die Waldlebensgemeinschaft, ergänzt der Forstmann.
Regionales Eichenholz, vielseitig einsetzbar und bei Kunden beliebt.
Zwar handele es sich bei den Forstarbeiten um einen sogenannten Sanitärshieb, bei dem ausschließlich schadhafte Bäume entnommen würden. Trotzdem sei das Eichenholz noch verwertbar, freut sich Christian Schulz. Der Betriebsdezernent im Forstamt Clausthal vermarktet die Schimmerwald-Eichen an ein Sägewerk nahe Gifhorn, das bereits Verwendung für die Stämme, Balken und Bretter habe, sagt Schulz. „Natürlich fällen wir Eichen ungern vor dem Erreichen des Erntealtern von mindestens 200 Jahren. In diesem Fall müssen wir vorzeitig das Holz herausholen, um den Schimmerwald nicht für Waldbesucher sperren zu müssen“, erklärt der Forstwissenschaftler. Außerdem sei das Ansteckungsrisiko für die gesunden Eichen hoch, je mehr neue Prachtkäfer aus den erkrankten Bäumen ausfliegen würden. „Nun wird mit der Nordharz-Eiche das Fachwerk im Mühlenmuseum in Gifhorn saniert und aktiver Hochwasserschutz an Aller und Oker betrieben. Dauerhaftes Eichenholz dient dem Deich- und Uferschutz entlang der Flüsse und ist sogar im Hamburger Hafen gefragt. Kaimauern bekommen Schutzleisten aus unseren Stämmen, damit die hölzerne Beplankung den Rumpf der Schiffe schont“, weiß Christian Schulz von seinem langjährigen Holzkunden.
Die Niedersächsischen Landesforsten empfehlen dringend, zur eigenen Sicherheit die betroffenen Waldgebiete auch nicht abseits der Wege zu betreten. „Halten Sie sich an die Sperrungen, sie dienen Ihrer Sicherheit“, lautet der Appell von Marcus Thieme an alle Gäste im Schimmerwald.