Du musst den Wald kennen und lieben

 In Forstamt Ahlhorn, Regionale Presseregion West

Hermann Boyer beendet nach einem halben Jahrhundert seine forstliche Karriere

(Cloppenburg/Ahlhorn) Vor genau 50 Jahren, am 01. August 1974, beginnt Hermann Boyer seine Ausbildung zum Förster. Seitdem hat er einige Wälder in Nordniedersachsen betreut. Immerhin 42 ½ Jahre davon die Wälder im Revier Cloppenburg im Forstamt Ahlhorn der Niedersächsischen Landesforsten. Jetzt wechselt er nach einem halben Jahrhundert in den Ruhestand.

Naturnahe Kindheit

„Ich wusste schon mit neun Jahren, dass ich Förster werden will. Ich war schon immer gern draußen. Mein Vater war Sohn eines Landwirts, liebte die Natur und erklärte mir viel. Das hat mich geprägt. Später las ich viel über den Wald und den Beruf des Försters. Die Werke von Hermann Löns fand ich sehr inspirierend. Ich war viel mit dem Rad unterwegs und erkundete die Wälder“, schildert Hermann Boyer seine Kindheit und Jugend in Emsbüren im Emsland.

Praktische Erfahrungen in der Waldarbeit sammelte Boyer ebenfalls schon früh. Als Schüler pflanzte er regelmäßig in den Osterferien Bäume beim örtlichen Förster. Das kleine Geld, das er dafür erhielt, machte ihn stolz. 1973, in der neunten Klasse, absolvierte er sein schulisches Betriebspraktikum im heimischen Forstrevier.

Früher Berufstart

„Für mich stand fest, dass ich den Beruf des Försters ergreifen will. Nun war ich als 16-jähriger Realschulabsolvent natürlich sehr jung. Trotzdem durchlief ich das Vorgespräch in Oldenburg und den Eignungstest in Bad Salzdetfurth erfolgreich und konnte am 1. August 1974 vereidigt werden und das 14-monatige Praktikum im damaligen Forstamt Lingen beginnen“, erzählt der heute 66-Jährige.

Es folgte die zweijährige, theoretische Ausbildung in der damaligen Forstschule Düsterntal im Landkreis Holzminden. Diese beendete Hermann Boyer 1977 mit der Übernahme in den Landesdienst. Danach ging es für ein Jahr ins Revier Huntlosen im Forstamt Ahlhorn, um die praktische Försterarbeit zu erlernen. Drei Monate verbrachte Boyer im Forstamt Rotenburg im Büro, gefolgt vom Verwaltungslehrgang in Bad Münder. 1978 bereitete sich der angehende Förster dann im damaligen Forstamt Garlstorf auf die Laufbahnprüfung vor, welche er 1979 wieder in der Forstschule Düsterntal erfolgreich ablegte.

Nach dem Wehrdienst bei der Bundeswehr durchläuft Hermann Boyer mehrere Stationen. Nach den damaligen Forstämtern Rosengarten und Bederkesa sowie dem Forstamt Harsefeld kommt er Anfang 1982 nach Cloppenburg und übernimmt das gleichnamige Revier. „Damals hatte das Revier eine Größe von rund 700 Hektar. Die Wälder waren vom 1972er-Sturm gezeichnet. Wir haben den Wald begründet, gepflegt und entwickelt, aber wenig Holz eingeschlagen“, erinnert sich der frischgebackene Pensionär.

Eiche und Douglasie sind Steckenpferde

Waldbaulich setzt Boyer auf die naturgemäße Waldwirtschaft. Eiche und Douglasie sind seine Steckenpferde. „Die Eiche auf unseren armen Sandböden zu etablieren, war ein teures Unterfangen. Wir haben sie mit viel Mühe gepflegt. Sie war aber die passende Laubbaumart für die hier überwiegend von Nadelbäumen geprägten Wälder. Heute ernten wir den Lohn: Wir haben rund 50-jährige Eichenbestände in guter Qualität, gemischt mit Buche und Hainbuche, die für den Klimawandel gut gewappnet sind und in vielen Jahren einmal wertvolles Holz liefern werden“, beschreibt der Förster.

Auch für die Douglasie hat Hermann Boyer ein Faible. Früh beschäftigt er sich mit dieser aus Nordamerika stammenden Baumart, schätzt ihre Fähigkeit, reichstrukturierte Waldbestände zu bilden. Wichtig war ihm dabei, natürliche Prozesse in die Waldbewirtschaftung einzubeziehen: „Wir müssen die Natur erst beobachten und dann handeln. Wir pflegen die Wälder. Dazu gehört auch, auf die natürlichen Prozesse zu vertrauen.“

In diesem Sinne hat Hermann Boyer stets dafür gesorgt, dass auch dickes Holz im Wald steht. Das Prinzip Dauerwald stabilisiert das Ökosystem und macht es resilient. Dabei durfte die Jagd nicht zu kurz kommen. Angepasste Wildbestände sind Voraussetzung für einen sich selbst differenzierenden Wald.

Waldpädagogik als Aufgabe

Wichtig war Boyer auch stets die junge Generation an das Ökosystem Wald heranzuführen. „Bis zur Gründung der Waldpädagogikzentren habe ich am Regionalen Umweltbildungszentrum Stapelfeld einen Stellenanteil für Waldpädagogik gehabt. Je früher die Kinder die Natur kennenlernen, desto besser können sie sie verstehen, lieben und bewahren“, sagt er.

Mit Förster Lukas Frese hat Hermann Boyer einen Nachfolger, der die Arbeit des Vorgängers zu schätzen weiß: „Bei Lukas weiß ich den Wald in guten Händen. Forstwirtschaft ist immer ein Generationenvertrag.“ Tipps für den Nachfolger hat er: Die Weißtanne fördern, am besten säen und immer jagdlich aktiv bleiben.

Und so kann sich Boyer jetzt auf seine Zeit als Pensionär freuen. Diese will er mit Radtouren durch Deutschland zusammen mit seiner Frau verbringen und sich weiterhin um Haus, Hof und naturnahem Garten mit Selbstversorgung kümmern. Das Forstamt Ahlhorn wünscht ihm dabei alles Gute und stets Gesundheit.

 

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