Schafwolle verdirbt Rehen den schmackhaften Türkenbund

 In Forstamt Münden, Forstamt Reinhausen, Regionale Presseregion Süd, WPZ Göttingen Haus Steinberg

Schüler schützen Türkenbundlilie im Forstamt Münden gegen Wild-Verbiss

(Hemeln) Der Türkenbund (Lilium martagon), oder auch Türkenbund-Lilie ist eine seltene und besonders geschützte Art. Die in Niedersachsen gefährdete Blume steht weit oben auf der Wildtier-Speisekarte und der Geschmack ihrer Knospen zieht Rehe geradezu magisch an. Jetzt wollen Forstleute die Lilie auf einem Kalkmagerrasen zwischen Dransfeld und Hedemünden mit Schafwolle vor Wildverbiss schützen. Um dies zu erreichen, wickeln Schülerinnen und Schüler der Klasse 7 von der Rudolf Steiner Schule Lüneburg Schafwolle um die Knospen der Pflanzen. „Die Schafwolle verdirbt den Rehen den Geschmack und wir helfen dieser schönen und geschützten Blume, dass sie im Schutzgebiet erhalten bleibt“, lobt Wolf Prillwitz die Jugendlichen für ihre Arbeit. Der junge Forstmann arbeitet seit Kurzem in der Hausleitung im Waldpädagogikzentrum Göttingen, zu dem das Haus Steinberg oberhalb von Hann.Münden gehört. Er betreut die Schulklasse, die jüngst zu Gast im Haus Steinberg für ein Waldpraktikum bei den Niedersächsischen Landesforsten war.

Hunderte Türkenbund-Lilien wachsen auf Flächen im Forstamt Münden

Das Niedersächsische Forstamt Münden beheimatet mehrere hundert Exemplare der Lilien. Als Besonderheit wächst sie auf einem Kalkmagerrasen im europäischen FFH-Schutzgebiet „Buchenwälder und Kalkmagerrasen zwischen Dransfeld und Hedemünden“ . Seit 2021 entwickeln die Landesforsten diesen Lebensraum gezielt weiter und pflegen ihn naturschutzorientiert. Naturschutz-Förster Martin Nitsche und sein neuer Kollege Wolf Prillwitz haben sich für den Schutz mit Schafwolle entschieden und sind froh über das Engagement der Lüneburger Schüler. „Leider mögen nicht nur Naturfreunde und Ökologen diese seltene Pflanze. Ihre Knospen sind in der Wiese wie kleine Schokoladenhäppchen, die über Nacht gerne im Pansen der Rehe verschwinden. So kann die Türkenbundlilie weder blühen noch Samen ausbilden“, beschreibt Martin Nitsche die Gefährdung. Er ist in den Forstämtern Münden und Reinhausen für Waldökologie und Naturschutz verantwortlich und zuständig für den Erhalt gefährdeter Arten.

Ihren Namen habe sie von den spektakulär geformten Blüten, die der Form eines Turbans ähneln, sagt Nitsche. Und mit ihrer Größe zähle sie zu den stattlichsten heimischen Lilien in Europa. Der Türkenbund wachse meist eher in krautreichen Wäldern auf Kalk- und Urgesteinsböden in halbschattiger, kühler Lage aber auch auf mageren  und extensiv gepflegten Wiesen des Berg-Hügellandes, nennt er die Standortansprüche. „Unsere Wiese mit ihren vielen Exemplaren dieser schönen Pflanze ist schon eine Besonderheit“, freut sich auch Forstkollege Wolf Prillwitz. Er kommt aus der Region und kennt die Wälder um das Waldpädagogikzentrum von Kindheit an. Seit Anfang April 2025 ist er im Forstamt Münden beschäftigt und unterstützt dort die Leitung des Waldpädagogikzentrums Göttingen. Im März hat der junge Förster seine Anwärterprüfung bestanden. „Ich freue mich sehr, in der Region bleiben und hier jungen Menschen den Wald näher bringen zu können“, lautet seine Motivation für den Berufseinstieg bei den Landesforsten. Die Jugendwaldeinsätze seien beliebt, und ein Waldpraktikum dauere zwischen einer und zwei Wochen weiß Prillwitz und ergänzt: „Klassenfahrten und Freizeitaufenthalte für 2026 sind aktuell über eine Internetseite buchbar. Telefonisch geben wir im Haus Steinberg unter 05543-3686 Auskunft.“

Mit elf Waldpädagogikzentren liegen die Niedersächsischen Landesforsten im bundesweiten Vergleich weit über dem Durchschnitt. Je nach Ausstattung gibt es in den Einrichtungen Mehrtagesangebote aber auch Tages- bzw. Kurzzeitangebote. Die Waldpädagogikzentren mit Mehrtagesangeboten bieten optimale Voraussetzungen, Schulklassen und Jugendgruppen für mehrere Tage oder auch Wochen unterzubringen und ermöglichen so eine intensive Beschäftigung mit waldbezogenen Themen. Während der Aufenthalte werden wichtige soziale und gruppendynamische Lernerfahrungen gemacht.

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